Kapitel 16 - Ausgewählte Fragen aus 'Fragen Sie Dr. B'

Kapitel 16 - Ausgewählte Fragen aus 'Fragen Sie Dr. B'

Frage von: Pankaj Jain Date: 2/15/2004 Time: 5:11:42 AM

Sagen Sie mir, Dr. B, sind homöopathische Mittel besser in Zucker oder in flüssiger Form? Ich habe in der Apotheke beobachtet, wie der Apotheker immer nur drei Tropfen auf die Zuckerkügelchen gibt, wie können so alle Zuckerkügelchen mit Medizin getränkt werden? Können Sie mir dies erklären?

Lieber P.k. Jain,

Sie stellen eine, soweit es die homöopathische Philosophie betrifft, schwerwiegende Frage. Lassen Sie mich als Erstes die Frage über die medizinisch behandelten Zuckerkügelchen beantworten. Die korrekte Art ist, eine so große Anzahl von Tropfen hinzuzufügen, dass alle Globuli in dem Gefäß befeuchtet werden. Tatsächlich bevorzugte es Hahnemann, diese danach auf Löschpapier zu trocknen, aber heutzutage ist dies kaum noch machbar.

Jetzt zu Ihrer anderen Frage, ob die Mittel besser in flüssiger oder in Tablettenform sind. Lassen Sie mich Ihnen zuerst sagen, dass es bis heute darüber keine nennenswerte Forschung gegeben hat. Aber Dr. Hahnemann hat während seiner letzten Jahre mit Verabreichungsmethoden homöopathischer Mittel  experimentiert. Er schien sich auf die flüssigen Mittel festgelegt zu haben, aufgelöst in Wasser. Während seiner letzten Jahre verabreichte er die Mittel flüssig, sowohl nach der Hunderter- als auch nach der LM-Skala. Der Vorzug, die Mittel flüssig zu geben, ist die bessere Kontrolle der Mittelwirkung und der einfacheren Wiederholung des Mittels.

Beste Wünsche,
Dr. B


Frage von: Ros Ivison Date: 3/8/2004 Time: 1:28:05 PM

Ich kenne jemanden mit einer Calc. carb. Konstitution. Zuerst bekam ihr Pulsatilla sehr gut, aber reagierte dann besser auf Calc. carb. Wie auch immer, sie unterdrückt weiterhin viele Symptome.

Seit letztem September, und auch schon früher, hat sie reichlich Antibiotika gegen Mandelentzündung, Zahnabszesse und Blasenentzündungen erhalten. Sie bekam wiederholt Impfungen wegen ihrer Reisen, und erhielt im Dezember Impfungen gegen Typhus, Gelbfieber und weitere einschließlich einer Malariaprophylaxe - alle auf einmal. Sie hatte Gesichtsakne, die sie unterdrückte, und kürzlich erfuhr ich, dass sie Nierenkoliken hatte.

Für mich klingt es wie Heilung in die verkehrte Richtung.

Glauben Sie, dass eine Dosis Sulphur hilfreich sein könnte, um die Auswirkungen der Unterdrückung von Antibiotika und Impfstoffen umzukehren, oder ist es vielleicht besser mit Calc. carb. fortzufahren, aber eher in einer LM Potenz als in einer Stärkeren, so, damit sie täglich eine Dosis erhalten kann?

Danke

Hallo NaturalHealth,

Ja, die Heilungsrichtung ist hier sicher umgekehrt. Die Krankheit bewegt sich von den äußeren Schichten in die tieferen, von weniger wichtigen Organen zu den wichtigeren Organen. Solange sie ihre Symptome unterdrückt, werden Sie nicht in der Lage sein, diese Person zu heilen, selbst nicht mit täglichen Mittelgaben. Sie müssen sie zu einer aufgeklärten Patientin machen, bevor Sie ihr ein Mittel geben. Sie müssen ihr sagen, was Heilung bedeutet, was Unterdrückung bedeutet, was ihre Konsequenzen sind, was die ideale Heilungsrichtung ist usw. Ohne dass und bis dass die Person bereit ist sich selbst zu helfen, werden Sie nicht viel für sie tun können.

Sulphur oder irgendein anderes Mittel zu geben wird nicht viel bewirken, es sei denn, Sie haben die Blockade überwunden und der Fall verschlechtert sich mit dem richtig ausgewählten Mittel nicht weiter. Wenn der Fall auf das auf der Basis der Totalität ausgewählte Mittel reagiert, dann besteht kein Bedarf irgendetwas anderes zu versuchen. Sie können definitiv LM Potenzen verwenden, falls Ihr Patient im Allgemeinen sensibel ist.

Alles Gute,
Dr. B


Frage von: Gurpreet Kaur Date: 2/12/2004 Time: 9:38:26 AM

Hallo,
Ich bin Inder und lebe in Deutschland. Mein Sohn hat Probleme, wie geschwollene Lymphknoten, Mandelentzündung und Wasser im Ohr. Man hat eine Operation vorgeschlagen, nachdem über 3-4 Monate Antibiotika verabreicht wurden. Mein Vater ist Homöopath in Indien und hat vor der OP homöopathische Mittel vorgeschlagen und er sagt, ich müsse der Homöopathie eine Chance geben. Die Mittel sind Folgende:

1. Kali bichromicum 6

2. Bio Kombination 10 (Mandeln)

3. Baryta carbonica 3X

4. Natrium muriaticum 30X (Biochemie)
Ich wollte alles beim Apotheker bestellen und habe alles erklärt, aber mir wurde gesagt, man kenne nur die erste Arznei. Kombinationen wie 3X und 30X kennt man nicht. Sie sagten sogar, Natrium muriaticum ist nicht Biochemie sondern ein homöopathisches Mittel (nicht von Dr. Schüssler). Und sie haben nicht einmal Bio Kombination verstanden, obwohl ich sie über die 28 Bio Kombinationen des Dr. Schüssler, hergestellt aus 12 Arzneien, aufgeklärt habe.
Bitte lassen Sie es mich wissen, ob diese Mittel und Potenzen in Ordnung gehen und wie ich alles dem Apotheker hier beibringen kann.

Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet.

Hi Gurpreet,

Zuallererst, Lymphknoten und Mandeln können in annähernd 100% der Fälle gerettet werden. Sie reagieren hervorragend auf homöopathische Behandlung. Niemals wurde, seit ich praktiziere, jemals das Messer bei diesen Problemen angesetzt. Als ich ein Kind war, litt ich selbst an rezidivierender Tonsilitis und die Ärzte hatten mir auch zur Operation geraten. Mein Vater brachte mich zu einem Homöopathen, und nachdem ich ein paar Wochen homöopathisch behandelt wurde, hatte ich keinen Anflug einer Mandelentzündung mehr. Nie war eine Operation nötig!

ABER so, wie Ihr Vater die Mittel für Ihr Kind vorgeschlagen hat, bezweifle ich, ob das Messer umgangen werden kann. Homöopathische Mittel werden gemäß der Symptomenähnlichkeit verschrieben. Jedes homöopathische Mittel zeigt unterschiedliche Symptome und eignet sich für unterschiedliche Konstitutionen. Es gibt nicht viele Gemeinsamkeiten zwischen Kali bi. und Nat mur. und Baryta carb. Und die Bio Kombinationen können in keiner Weise als homöopathisch bezeichnet werden. Solche Kombinationen wurden niemals am Menschen geprüft. Sie müssen einen Homöopathen aufsuchen, der den Fall Ihres Kindes genau aufnehmen kann, und der Ihm dann das Mittel verschreibt, das Ihm am nächsten kommt. Ein richtiges Mittel ist für die HEILUNG unerlässlich. Nur teilweise ähnliche Mittel oder Mittelkombinationen können bestenfalls nur palliativ wirken und können, wenn Sie Pech haben, die Symptome unterdrücken! Wenn Sie dort wo Sie leben keinen Zugang zu guten Homöopathen haben, können Sie auch die Online-Route einschlagen (wenn dies auch nicht die beste Lösung wäre). Es gibt viele Homöopathen, die Online-Beratung anbieten. Und jedes Arzneimittel, das über Ihre Apotheke nicht erhältlich ist, kann über verschiedene Online-Läden bestellt werden. Sie müssen auch noch wissen, dass unterschiedliche Bezeichnungen für verschiedene Potenzen in unterschiedlichen Ländern benutzt werden. Erinnern Sie sich folgender Regeln -

3X=3D (X=D)
30=30C=30CH (C=CH)
0/1=LM1 & 0/2=LM2 usw.
1M=MK & 10M=10MK

Ich wünsche Ihrem Sohn eine rasche homöopathische Gesundung,
Dr. B

 


 

Frage von: Shankar Rajesh Date: 8/7/2003 Time: 12:29:10 PM

Hallo Dr. B,
Können Sie mir erklären, was ein Linksseitenmittel ist (zum Beispiel Lachesis)? Ist darunter zu verstehen, dass es körperlich auf der linken Seite wirkt, oder ist es gut für linkshirnorientierte Menschen, wie Künstler usw.? Und wie würde ein Linksseitenmittel in rechtsseitigen Fällen wirken, wenn alle anderen Symptome perfekt passen würden?
Danke,
Shankar

Hi Shankar,

Ein Mittel, das während der Arzneimittelprüfung auffallend häufig Symptome auf der linken Körperseite hervorruft, wird als Linksseitenmittel bezeichnet. Entsprechendes gilt für die rechte Körperhälfte. Aber dies ist keine starre Klassifikation. Es gibt kein Mittel, das ausschließlich bei linksseitigen Beschwerden, und auch kein solches, das ausschließlich rechtsseitig wirkt. Alle Mittel haben Symptome auf beiden Körperhälften. Es bedeutet nur, dass eine Seite stärker betont ist. Zum Beispiel selbst bei Lachesis sind Ischiasschmerzen rechtsseitig. Die Seiten beziehen sich nicht auf die rechte/linke Hirnhälfte. Obwohl Mittel speziell die Fähigkeiten beeinflussen können, die sich auf einen bestimmten Hirnbereich beziehen, fällt dies jedoch nicht in diese Klassifikation der links- und rechtsseitigen Arzneien. Ein linksseitiges Mittel kann sich auch auf Symptome beziehen, die auf der linken Seite beginnen und dann zur rechten Körperhälfte wandern. Es ist also der körperliche Aspekt, der für solche Klassifikationen gilt. Aber dies ist nicht starr. Wenn ein Mittel alle Symptome eines Patienten gut abdeckt, wird es wirken, auch wenn es eine andere Seitenaffinität besitzt.

Beste Wünsche,
Dr. B


Frage von: Nooshin Azadi Date: 7/10/2003 Time: 5:39:05 PM

Gemäß Dr. Hering ist es möglich, während der homöopathischen Behandlung seine früheren Erkrankungen wieder zu erfahren. Kann dies die Behandlung stören? Wie kann dies vermieden werden? Ich werde wegen meiner Ängste und Depressionen behandelt. Ich hatte wieder sehr schlimme Zustände der Halsentzündung, die mich sehr geschwächt haben, und auch die depressive Verstimmung kam zurück. Ich hatte vor 8 Jahren eine schreckliche Halsinfektion. Keines der Mittel meines Homöopathen brachte Besserung. Nach 2-3 Wochen trat Linderung ein. Ich glaube wirklich an die Homöopathie und versuche darüber zu lesen und sie zu studieren. Auf eine Art habe ich meinen Lebenspfad gewechselt, nur um die Homöopathie kennen zulernen. Können Sie mir dazu verhelfen, wieder eine stärkere Lebenskraft zu bekommen?

Lieber Noosha,

Ich würde es versuchen. Lesen Sie zuerst alle Ihre Worte sorgfältig durch - gemäß Hering KANN man seine vergangenen Erkrankungen ... - KANN, man muss nicht. Und es steht außer Frage, dass dies die Behandlung stören würde. In Wirklichkeit ist dies ein sehr gutes Zeichen dafür, dass die Behandlung in die richtige Richtung geht. Wenn ein richtiges homöopathisches Mittel verabreicht wird, dann verschwinden die Symptome/Beschwerden in der umgekehrten Reihenfolge ihres Erscheinens. Was zuletzt auftrat, verschwindet zuerst. Und während des gesamten Heilungsprozesses können selbst sehr alte Symptome wieder auftauchen, das Energieniveau und die Stimmung des Patienten werden steigen. Wenn dies nicht geschieht, könnte etwas mit der Behandlung nicht in Ordnung sein. Ebenso sollten die wieder auftretenden Symptome schwächer und von kürzerer Dauer sein. Herings Gesetz kann angewendet werden, wenn alte Symptome auftauchen, während frische verschwinden. Wenn neue und alte Symptome zusammen auftreten, dann ist die Arzneimittelwahl falsch. Letztlich, wenn die alten Beschwerden nur kurz erscheinen, während die Neuen verschwinden, sollte kein Mittel zur Behandlung dieser alten Symptome verabreicht werden. Das Wiederauftreten ist ein Teil des begonnenen Heilungsprozesses, der mit dem richtigen Similimum begonnen hat, und der Prozess wird innerhalb weniger Tage oder Wochen von selbst beendet sein.

Ich wünsche Ihnen gute Gesundheit und viel Glück auf Ihrer homöopathischen Reise,
Dr. B


Frage von: Homeoluv Date: 5/24/2003 Time: 4:45:25 AM

Sehr verehrter Herr,

Wie sollte man mit einem Fall fortfahren (sagen wir, Halserkrankungen)?

1. Wählen Sie alle Mittel aus, die den Hals betreffen und differenzieren Sie zwischen ihnen nach lokalen Modalitäten, Begleiterscheinungen, Ursache, usw.

ODER

2. Berücksichtigen Sie Gemüts-, Körper-, Allgemeinsymptome usw. und individualisieren Sie nur jene Symptome, die DEN HALS BETREFFEN.

ODER

3. Nehmen Sie nur Gemüts- und Allgemeinsymptome, und lassen alle Halssymptome außen vor, falls die Daten bereits für eine Arzneimittelwahl ausreichen.

Der Ansatz wird von Fall zu Fall variieren. Sie könnten jeden dieser drei Ansätze benötigen. Es kann keine starre Anleitung für die Findung des Similimums geben. Es sind zu viele Variablen im Spiel. Ich habe dies schon in unserer vorangegangenen Anfrage besprochen, die mit der Pathologie zu tun hatte. Kein Zweifel, das passende Similimum darf nicht nur die körperlichen und geistigen Allgemeinsymptome abdecken, sondern auch die lokalen Beschwerden. Aber wenn Sie, aus welchem Grund auch immer, keine komplette Anamnese haben (mangels Kooperation von Seiten des Patienten oder wegen zu vieler Patienten/Tag, usw.), dann gibt es keine andere Wahl, als nach den vorhandenen Symptomen zu verschreiben. Es gibt Homöopathen, die behaupten, was auch immer die akuten Beschwerden sein mögen, verschreibe nur das chronische Similimum. Beide solcher Praktiken sind extrem polarisiert und oft nicht im Sinne des Patienten. Der Erste sieht nicht die chronischen Tendenzen hinter einem akuten Fall, der Andere ignoriert völlig die ersichtlichen Symptome der Hauptbeschwerden in dem akuten Zustand.

Ich persönlich bevorzuge den Mittelweg wie ihn Vijayakar geht. Er besagt grundsätzlich, dass sehr häufig das vom Patienten benötigte Mittel gegen seine Akutbeschwerden in einer Beziehung zu seinem chronischen Similimum steht. Und ein solches Mittel kann in akuten Situationen von chronischen Fällen gegeben werden. Zum Beispiel könnte ein Calcarea-Patient in seinem akuten Zustand Belladonna benötigen, und ein Sulphur-Patient Aconitum. Aber man muss vorsichtig sein. Viele Male kommt es vor, dass bei Verabreichung des richtigen Similimums Akutsymptome ein weniger wichtiges Organ im Rahmen des Heilungsprozesses ergreifen können. Dies sollte nicht gestört werden. Lassen Sie es seinen Lauf nehmen, und der Patient wird sich innerhalb von ein, zwei Tagen erholen. Aber dies wird nur geschehen, wenn Sie sich Ihres Similimums sicher sind, und es braucht eine gehörige Portion Erfahrung, um zwischen isolierten Akutzuständen und dem Heilungsprozess zu unterscheiden.

Beste Wünsche,

Dr. B

 


 

Frage von: Homeoluv Date: 5/24/2003 Time: 4:00:34 AM

Sehr geehrter Herr,
Stimmt es, dass das Mittel, das die Gemüts- und Allgemeinsymptome abdeckt, die Pathologie selbst dann heilt, wenn sie nicht durch das Repertorium abgedeckt ist? Sind dies Ausnahmen? Wie kann ein Mittel etwas heilen, das es nicht hervorrufen kann? Stimmt es, dass Arzneimittelprüfungen nicht so weit getrieben werden, bis sie Gewebedegenerationen hervorrufen können? Können wir aber annehmen, dass die Prüfer diese Pathologien erleiden können, wenn die Prüfungen so weit getrieben werden? Schließlich  können wir das alles nur vermuten. Gesetzt den Fall, wir haben die Wahl zwischen einem Organmittel und einem Mittel, welches die Gemüts- und Allgemeinsymptome abdeckt, ohne die Pathologie laut Repertorium abzudecken, welches sollte ausgewählt werden und weshalb?

Hi homeoluv,

Bevor ich dies beantworte, muss ich erst noch sagen, dass sich Ihre Fragen auf so hohem Niveau befinden, dass ich Sie nicht nur flüchtig beantworten kann. Ich muss meine Sätze sorgfältig wählen, um sie richtig zu beantworten, und deshalb dauert es etwas länger. Sehr wenige Studenten (wenn Sie überhaupt ein Student sind!) sind in der Lage, ihren Mentoren solche Fragen zu stellen. Ihre Fragen benötigen längere Ausführungen und einen ausgiebigen Vortrag, um alle betroffene Aspekte richtig zu verstehen. Vielleicht können wir uns eines Tages zusammensetzen und ein Seminar planen. Ich weiß die Qualität Ihrer Anfrage wirklich zu schätzen und ich freue mich, diese zu beantworten.

Also, noch einmal zurück. Bevor wir in die Gründe für die Auswahl bestimmter Mitteltypen eintauchen, müssen wir erst noch verstehen, wie Organaffinitäten und Pathologien ihren Weg in das Repertorium und in die Materia medica gefunden haben. Lassen Sie mich dies mit einem Beispiel erklären. Viele Mittel wie Apis, Nat mur., Aur mur. nat. sind bekannt für ihre Wirkung bei zystischen Schwellungen, besonders dann, wenn seröse Membranen beteiligt sind. Wie kam jemand auf die Affinitäten von diesen Mitteln? Durch klinische Erfahrungen, die auf der Mittelwahl durch Symptomenähnlichkeiten beruhten. Stellen Sie sich vor, eine Dame sucht mich mit Apis-Symptomen auf, und sie hat eine Ovarialzyste. Ich verschreibe gemäß der Gesamtheit der Zeichen und Symptome, und die Zyste verschwindet. In einigen weiteren solcher Fälle finde ich heraus, dass bei der Verschreibung von Apis aufgrund der Totalität, die begleitende Ovarialzyste verschwindet, und so schließe ich daraus, dass Apis eine Affinität auf diese Pathologie hat. Das heißt nicht, dass ich in jedem Fall einer Ovarialzyste Apis verschreiben werde, aber diese Information kann mir behilflich sein, meine Suche nach dem Similimum in vielen Fällen einzugrenzen - vor allem, wenn ich eine relativ große Gruppe von Mitteln habe, die eine solche bekannte Gewebsaffinität besitzt.

Abgesehen davon, besitzen wir ein umfassendes Wissen über viele unserer Organmittel aufgrund der traditionellen und pflanzlichen Kenntnisse, und auch durch andere Schulen der Medizin.

Nun zur Frage - kann ein Mittel auch heilen, was nicht in der Arzneimittelprüfung produziert wurde? Ja! Sehr oft. Der Grund liegt darin, dass die Zeichen und Symptome einfach nur eine Art sind, das Mittel zu identifizieren. Die Mittelwirkung ist ja nicht gegen diese Symptome gerichtet. Stattdessen versucht das Mittel die Vitalität der Person zu erhöhen, damit der Körper den Erkrankungsprozess umkehren kann. Ob unser Mittel nun eine Pathologie heilen kann oder nicht, hängt nicht vom Mittel selbst ab - es hängt von den Selbstheilungskräften des Körpers ab, wenn er richtig durch das homöopathische Arzneimittel unterstützt wird.

Können wir Pathologien produzieren, indem wir die Arzneimittelprüfungen zu weit treiben? Ja und nein! Wenn für die Prüfung Urtinkturen in materiellen Dosierungen verwendet werden, können sie aufgrund der toxischen Wirkungen Pathologien erzeugen. Aber eine solche Pathologie muss kein wirkliches Spiegelbild dessen sein, was das Mittel, wenn es potenziert ist, heilen kann. Ich persönlich bin der Ansicht, dass bei Arzneimittelprüfungen mit potenzierten Ausgangsmaterialien eine Entwicklung von Pathologien sehr schwer möglich ist. Wir können einen Symptomenkomplex entwickeln, der dem ähnlich ist, wie ihn verschiedene Pathologien produzieren, aber eine Pathologie selbst zu erzeugen ist selten - sehr selten. Und selbst diese Seltenheit tritt nur dann auf, wenn die Lebenskraft des Prüfers recht schwach ist und der künstliche Zustand, wie es das Mittel hervorgerufen hat, die Lebenskraft dieser Person übernimmt. Dies tritt ein, wenn das geprüfte Mittel die Lebenskraft noch mehr schwächt. Dann kann die resultierende Pathologie aufgrund der gestörten Lebenskraft und dem erzeugten künstlichen Zustand durch die Arzneimittelprüfung auftreten. Ich denke, die resultierende Wirkung wechselt von Prüfer zu Prüfer und Verallgemeinerungen bezüglich von Pathologien durch Arzneimittelprüfungen werden schwer sein nachzuweisen - wenn Prüfungen überhaupt bis zu diesem Ausmaß durchgeführt werden!

Zuletzt - was sollte bevorzugt werden - ein Mittel, das die Allgemeinsymptome abdeckt oder ein Mittel, das die Pathologie berücksichtigt? Ich gebe dem Mittel den Vorzug, welches beides abdeckt, als Nächstes das Mittel mit den Allgemeinsymptomen und zuletzt das Mittel, das nur die Pathologie abdeckt. Der Grund ist offensichtlich. Schließlich behandeln wir aufgrund der Ähnlichkeit des Zustandes des Patienten, und ein Mittel, welches den Patienten vollständiger abdeckt, ist immer das Bessere, um mit Ihrer Arbeit zu beginnen. In Fällen pathologischer Störungen sollte man die Gruppe von Mitteln nicht auf jene beschränken, die für solche Fälle bekannt sind und hier schon geholfen zu haben. Solche Gruppen werden aus klinischen Erfahrungen vieler Homöopathen heraus geboren, und deren Erfahrungen können diese Gruppe vergrößern. Eine solche Gruppe ist ein Weg um ein Similimum zu finden, aber er ist nicht das Ende.

Beste Wünsche,
Dr. B


Frage von: Astra2012 Date: 6/17/2003 Time: 11:18:17 AM

Ich habe beschlossen, mich selbst homöopathisch zu behandeln, obwohl es komplexer ist, als ich es ursprünglich annahm (Ich mache den Elementarkurs - er ist von großer Hilfe - Danke!). Weil ich KEINE Erfahrungen habe (und nur einen einzigen Fall, den ich gut kenne und den ich betreue), werde ich höchstwahrscheinlich mehr als nur ein Mittel versuchen - die normale Verordnung ist 3-mal täglich für drei Tage? Warten Sie mit der Gabe des nächsten Mittels, falls das Erste nicht wirkt?

Anna

Liebe Anna,

Gut! Gut! Was haben wir denn da? Eine Dame OHNE Erfahrung mit Homöopathie, die sich selbst behandeln möchte! Selbst erfahrene Homöopathen bevorzugen es, dass ihre Fälle durch andere Homöopathen aufgenommen werden, weil es schwierig ist, ein Mittel für sich selbst zu bestimmen. Wenn Sie versuchen, eine akute Situation zu behandeln, dann mag es ja gut sein. Aber wenn Sie vorhaben, chronische Zustände selbst zu behandeln, dann muss ich Sie entmutigen. Homöopathische Mittel sind nicht so sicher, dass Sie damit herumspielen können. Sie könnten durch die 'haudrauf und schau'-Methode tatsächlich GESCHLAGEN werden. Sie können am Ende für sich mehr Probleme schaffen. Suchen Sie für Ihren Fall professionelle Hilfe auf.

Die Wiederholung des Arzneimittels hängt vom Mittel ab (tief wirkend oder nicht), der Art des Falles (akut/chronisch), der verwendeten Potenz, der Empfindlichkeit des Patienten. Es gibt keine feste Regel wie 3-mal am Tag. Es gibt Momente, in denen ein Mittel in der 1M-Potenz drei mal täglich verabreicht wird, und es gibt Momente, in denen eine Dosis ein Jahr lang wirkt!
Die Wirkung des Mittels hängt vom Zustand, dem Patienten, dem Mittel und der Potenz ab. Es kann nicht vorhergesagt werden, wann Sie in Ihrem Zustand eine Veränderung verspüren werden. Dennoch sollten Sie jedem Mittel einen Monat Zeit geben, bevor Sie es in den Müll werfen. Erst danach sollten Sie ein anderes Mittel versuchen. Und wenn Sie positive Veränderungen wahrnehmen, dann sollten Sie bei dem Mittel bleiben und es nicht wiederholen, solange die Besserung andauert. Aber ich muss Ihnen sagen, es nicht einfach, die Wirkung eines Mittels richtig abzuschätzen. Selbst Fachleute tun sich hier sehr oft schwer.

Ich dränge Sie nochmals, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Ich wünsche Ihnen gute Gesundheit,
Dr. B


Frage von: Homeoluv Date: 5/24/2003 Time: 3:47:08 AM

Sehr geehrter Herr, gibt es in jedem Fall Gemütsymptome?

Hi nochmals,

Nein. Es ist nicht in jedem Falle notwendig, Gemütsymptome anzutreffen. Es gibt viele einseitige Fälle. Symptome beziehen sich auf Krankheit, und nicht jede Krankheit muss Gemütsymptome zeigen. Aber jeder Mensch hat ein bestimmtes psychologisches Make-up und geistige Züge. Diese, wenn man sie richtig verstanden hat, helfen in der Mittelwahl. Also in Kürze, Sie finden nicht in jedem fall mentale Symptome, aber Sie können immer geistige Züge in Ihrem Fall finden. Zum Beispiel: Wenn eine Person optimistisch und ausdruckstark ist, können Sie Mittel ausschließen, die pessimistischer Natur sind, melancholisch und ausdruckslos. Sie können sich auf Mittel konzentrieren, die eine solche Persönlichkeit abdecken. Aber Sie können Optimismus oder Ausdrucksstärke  oder Eifer nicht als Symptome ansehen (wenn sie nicht übertrieben sind). Dennoch können diese Züge bei der Mittelwahl nützlich sein.

Beste Wünsche,
Dr. B

 


 

Frage von: Manjunath Tumbalabeedu Date: 9/30/2002 Time: 5:56:33 AM

Können Sie mir bitte erklären, was eine NOSODE ist, und welche Rolle sie in der Behandlung chronischer Krankheiten spielt? Danke.

Homöopathische Arzneimittel werden aus verschiedenen Quellen wie Pflanzen, Tiere, Mineralien, gesunden Körperausscheidungen (wie Milch) und erkrankten Organen und Ausscheidungen daraus usw. hergestellt. Die Mittel, welche aus gesunden Ausscheidungen hergestellt werden, nennen sich 'Sarkoden' und jene aus Krankheitsprodukten werden 'Nosoden' genannt. Zum Beispiel wird Tuberkulinum aus tuberkulösen Lymphknoten, und carcinosin aus Krebsgewebe produziert. Diese Mittel werden gemäss der Symptomenähnlichkeiten verwendet, so wie dies bei jedem anderen Mittel auch der Fall ist. Aber diese Arzneimittel gelten als sehr tief wirkend und werden manchmal als interkurrentes Mittel in chronischen Fällen angewendet (um den Fall zu beenden oder als antimiasmatisches Mittel, als konstitutionelles oder als kausatives usw.).

Ich hoffe ich habe mich verständlich ausgedrückt
Dr. B


Frage von: Manjunath Tumbalabeedu Date: 9/30/2002 Time: 6:04:51 AM

Ich begann mich wegen meines angeborenen chronischen Zustandes für die Homöopathie zu interessieren und begann in Büchern und im Internet darüber zu lesen. Ich habe das so verstanden, dass ein Individuum, das homöopathische Behandlung wünscht auf folgende Arten ein Mittel verschrieben bekommen kann: a) auf der Konstitution des Individuums basierend b) auf die verursachenden Faktoren basierend c) basierend auf der Totalität der Symptome die die Person im Falle einer chronischen Erkrankung aufweist:

a) Ist es möglich, dass das oben gesagte zu verschiedenen Mitteln führt?

b) Wenn ja, welches erhält den Vorrang?

c) Wenn die Antwort a) oder b) ist, wird das Mittel die Symptome, die die Person präsentiert hat, abdecken, selbst dann, wenn es nicht durch die Arzneimittelprüfung indiziert zu sein scheint? Können Sie mir das bitte erklären? Ich hoffe, es ist keine dumme/sinnlose Frage.

Lieber Manju,

Gleich zu Beginn möchte ich sagen, dass Ihre Frage keineswegs sinnlos ist. Tatsächlich ist sie sogar eine gute Frage. Sie haben damit recht, dass homöopathische Arzneien basierend auf Symptomentotalität, verursachende Faktoren, Konstitution usw. verschrieben werden. In der Tat gibt es noch 30 weitere Möglichkeiten die man nennen könnte. Es stimmt auch, dass gelegentlich durch unterschiedliche Herangehensweisen unterschiedliche Ergebnisse zustande kommen. Aber ich muss sagen, dass das System oder die Herangehensweise selbst normalerweise nicht fehlerhaft ist. Der Fehler rührt daher, weil ein Praktiker sich auf bestimmte Methoden stützt während er andere auslässt. Und jede dieser Methoden kann funktionieren. Es ist, als ob Sie einen Würfel von vorne betrachten und ein isoliertes Quadrat wahrnehmen. Dies können Sie mit jeder Seite so wiederholen. Sie sehen nur ein Quadrat, obwohl es ein Würfel ist. Ein Problem entsteht dann, wenn ein Homöopath so auf ein Quadrat fixiert bleibt, dass er nicht mehr in der Lage ist, die ganze Wahrheit zu erfassen.

Homöopathen können oft das Wort 'Totalität' nicht richtig interpretieren. Wann auch immer dieses Wort verwendet wird, bezieht es sich auf die 'Totalität der Symptome'. Aber dies ist nur eine teilweise Totalität! In der Homöopathie steht das Wort 'Totalität' für die 'Totalität der erkrankten Person'. Und wenn Sie die Person als Ganzes berücksichtigen, dann laufen die ganzen Herangehensweisen irgendwo zusammen. Wenn Sie die Person als Ganzes aus Totalität, Ursache, Konstitution, Zeichen, Symptome, Miasmen usw. betrachten, dann werden alle Teil eines größeren Bildes. Ein Homöopath, der das größere Bild sehen kann, hat bessere Chancen seine Patienten zu heilen. Bei teilweiser Totalität steht die Chance ungefähr 50/50. Erinnern Sie sich der Geschichte der fünf Blinden und einem Elefanten? Einer berührt des Elefanten Bein, einer den Schwanz, einer den Rüssel, einer einen Stoßzahn, und so weiter. Wenn Sie den Elefant nicht in seiner Totalität sehen können, dann könnten Sie das Bein mit einem Baumstamm verwechseln oder den Schwanz mit dem eines Kamels. Sie werden es nie wissen. Ich stimme zu, dass es Praktiker gibt, die Meister darin sind, ein Tier nur durch berühren seines Schwanzes so genau zu identifizieren, dass sie gewöhnlich richtig liegen. Aber was wird geschehen, wenn eines Tages von ihm verlangt wird, ein schwanzloses Tier zu identifizieren?? I hoffe Sie verstehen den Punkt in diesem Simile richtig.

Nun komme ich auf Ihre anderen Fragen. Manchmal kann es passieren, dass ein Patient konstitutionell einem bestimmten Mittel zu entsprechen scheint,  aber im gegenwärtigen Zustand einem Anderen. Sagen wir, ein Patient mit einer Calc carb. Konstitution bildet einen Stramonium Zustand. In solchen Fällen hängt die Mittelwahl von dem klinischen Urteil des Homöopathen ab. Es gibt da keine feste Regeln. Aber was Sie verstehen müssen ist, dass die konstitutionelle Beschreibungen aus den Büchern nicht entgültig sind. Konstitutionelle Beschreibungen entwickelten sich aus klinischen Erfahrungen, wenn Homöopathen herausfanden, dass bestimmte Mittel effektiver für bestimmte Konstitutionen sind. Das heißt aber nicht, dass diese Mittel bei anderen Konstitutionen versagen werden. Man muss also offen und flexibel bleiben, während man Konstitutionen betrachtet.

Zuletzt noch, ja! Es ist möglich, dass ein Mittel Symptome heilen kann, die niemals bei Arzneimittelprüfungen aufgezeichnet wurden. So werden klinisch verifizierte Symptome in unseren Büchern zugefügt. Dies geschieht deshalb, weil bei Arzneimittelprüfungen, die nicht sehr ausgedehnt sind, nicht alle Symptome herausgebracht werden können. Ich persönlich glaube sogar, dass jedes Mittel jedes Symptom heilen kann, sofern es das zentrale Thema gut abdeckt. Das letzte vermag für Sie im Moment noch schwer zu verstehen sein, aber zusammenfassend kann man sagen, dass es für ein Mittel möglich ist auch Symptome zu heilen, die nicht bei der Prüfung aufgezeichnet wurde.

Ich hoffe, ich konnte mich verständlich ausdrücken,
Dr. B