Kapitel 14 - Kurz gefasste Materia medica
Carbo vegetabilis
Carbo vegetabilis, aus Holzkohle gewonnen, zeigt sich hilfreich, wenn die Lebenskraft durch den Verlust von Körpersäften geschwächt wird, sei es durch schwere oder ernsthafte Erkrankungen, durch Medikamenten- (Drogen-) missbrauch usw. Es hilft bei verringerter Reaktionsfähigkeit.
Der typische Carbo veg.-Patient ist fettleibig, träge, faul und hat eine Tendenz zur Chronizität seiner Beschwerden. Es passt besonders zu alten Leuten mit geringer Vitalität und zu Menschen, die sich niemals vollständig von den Auswirkungen einer vorangegangenen Krankheit erholt haben.
Es ist ein Lebensretter in Zuständen des Kollapses bei Cholera, Typhus oder anderen schweren Erkrankungen, wenn der Patient bereits nahezu leblos erscheint, bei kaltem Körper (der Kopf kann heiß sein), kaltem Atem, unspürbarem Puls, beschleunigter Atmung und bei Verlangen angefächelt zu werden.
Bei Hämorrhagie, die über Stunden oder Tage anhält, bei dunklem Blut, wenn schweißtriefend im Schock, nach Operationen. Auch bei Zahnfleischbluten.
Schwäche, Blähungen, ringen nach Atem kommen bei den meisten Beschwerden vor.
Carbo veg. hat eine betonte Wirkung auf den Verdauungstrakt. Die Verdauung ist träge, nach dem Essen bilden sich Gase. Abneigung gegen Fleisch, Fett und Milch, welche Blähungen erzeugen. Lautes Aufstoßen, was dann auch bessert. Schweregefühl und Brennen nach dem Essen. Geblähter Bauch, besonders im oberen Bereich. Kann im Bereich der Taille keine eng anliegende Kleidung vertragen.
Dies ist Carbo vegetabilis für Sie!
Pulsatilla
In Anbetracht seiner sich verändernden und wechselnden Symptomatik, wird diese Arznei auch als der Wetterhahn unter den Mitteln bezeichnet. Es ist ein herausragendes Frauenmittel - mild, sanft, vollblütig, schwerfällig, mit sich unterwerfender Veranlagung - und nahe am Wasser gebaut.
Durstlosigkeit, Frösteln, Kurzatmigkeit sind oft zusammen mit Verdauungs- und menstruellen Beschwerden anzutreffen. Die Schleimabsonderungen sind reichlich, mild, dick und gelblich-grün. Die Symptome ändern sich und wechseln häufig oder erscheinen widersprüchlich.
Geistig ist der Patient mild, zaghaft, emotional und ängstlich. Leicht entmutigt und gekränkt. Der Patient sehnt sich nach Mitgefühl, das auch bessert. Ist von anhänglicher Natur. Kinder mögen Spaß und Liebkosungen. Bei Frauen trifft man häufig eine krankhafte Furcht vor dem anderen Geschlecht an. Ebenso besteht abends die Furcht vor dem Alleinsein, vor der Dunkelheit, vor Geistern. Obwohl die Pulsatilla-Patientin sehr milde ist, ist sie gleichzeitig auch sehr reizbar.
Pulsatilla ist bei verspäteter Menstruation in der Pubertät sehr hilfreich oder wenn die Menstruation spät, spärlich und schmerzhaft auftritt. Es hilft auch bei zu schwachen Wehen oder wenn die Geburtsschmerzen heftig sind oder nach der Geburt Blutungen auftreten. Es hilft auch, wenn die Milchproduktion unterdrückt oder spärlich ist.
Der Pulsatilla-Patient fühlt sich gewöhnlich in der Wärme, Hitze, in geschlossenen Räumen, am Abend und bei schwerer Nahrung schlechter und besser in der Kälte, an der frischen Luft, bei sanften Bewegungen und beim Weinen.
Nux vomica
Nux vomica ist ein alltägliches Mittel. Es entspricht vielen Krankheitszuständen, gegen die der moderne Mensch anfällig ist. Es hilft jenen Menschen, die eine sitzende Lebensweise führen, die viel geistig arbeiten, oder ständig unter Stress stehen und lange Arbeitszeiten, geschäftliche Verantwortungen zu tragen und Sorgen haben. Solche Leute neigen dazu, Wein, Frauen, reichhaltiges Essen, Stimulanzien und Drogen zu frönen, und deren Folgen zu erleiden.
Der typische Nux-Patient ist so ziemlich folgt zu beschreiben, (er hat möglicherweise einen Schmerbauch), schlank, flott, aktiv, nervös und reizbar. Nux wirkt auf die Nerven und verursacht Übersensibilität und übermäßige Beeinflussbarkeit - in beidem, im geistigen und im körperlichen Bereich.
Im geistigen Bereich ist der Patient aktiv, ist leicht verärgert, ist ungeduldig, und ist wehleidig. Nux ist ein Männermittel für die, die eifrig, optimistisch, ambitioniert, pingelig, krittelig, dickköpfig und eigensinnige Karrieremenschen sind. Der Schwerpunkt liegt zumeist auf dem 'Ich', 'Mir' oder 'Meins'. Der Patient ist gewöhnlich übersensibel gegenüber äußeren Eindrücken wie Lärm, Licht, Gerüche, Berührung usw.
Nux ist ein sehr gutes Mittel bei Verdauungsstörungen. Der Nux-Patient verlangt nach Bier, Fetten und Stimulanzien. Da ist eine Schwere im Bauch, über eine oder zwei Stunden nach dem Essen, er muss seine Kleidung lockern. Der Patient kann für zwei bis drei Stunden nach dem Essen keine geistigen Arbeiten verrichten. Stuhlverstopfung; mit häufigem, erfolglosem Verlangen nach Stuhlgang; setzt kleine Stühle ab. Da ist noch das Gefühl, mit dem Stuhlgang nicht fertig zu werden.
Der Nux-Patient ist gewöhnlich fröstelig, verträgt keine Kälte. Er fühlt sich morgens schlechter, auch bei geistiger Anstrengung, nach dem Essen oder Überessen, bei Berührung, durch Lärm, Zorn, trocken-kaltem Wetter, enttäuschtem Ehrgeiz usw. Bessernd wirken Absetzen von Ausscheidungsprodukten, Nickerchen, Milch und Ruhe.
Ignatia amara
Ignatia ist ein Mittel, das dann oft ins Spiel kommt, wenn es eine Vorgeschichte unterdrückten Zorns, Kummers, Verlustes einer geliebten Person oder enttäuschter Liebe gibt. Personen, die aufgrund lang anhaltenden Kummers geistig und körperlich erschöpft sind. Diese Menschen haben oft das Verlangen, allein zu sein. Sie sind liebenswürdig veranlagt, wenn es ihnen gut geht, sind aber schon durch geringe Emotionen leicht zu verstören; leicht gekränkt. Die leichtesten Schwächen oder Widersprüche erregen Zorn, und dies macht sie wütend auf sich selbst. Die Person wird launenhaft. Die geistigen Zustände wechseln rasch zwischen Freude zu Kummer, von Lachen zu Weinen.
Kinder, wenn sie getadelt werden oder geschimpft werden, werden krank oder haben ein Rucken der Glieder im Schlaf.
Ignatia trifft vor allem auf Frauen zu, die von nervösem Temperament und milde veranlagt sind. Aber sie haben eine rasche Auffassungsgabe und sind geschäftig (anders als bei Pulsatilla). Ignatia-Patientinnen haben oft ein unfreiwilliges Seufzen. Außerdem haben sie eine Abneigung gegen Tabak/Rauchen.
Ignatia wird das Mittel der Widersprüche genannt, weil es eine Menge widersprüchlicher Symptome präsentiert, wie Durst, wenn man friert, Halsschmerzen, die sich beim Schlucken bessern, Husten, der sich durch husten verschlimmert, Hämorrhoiden, die beim Gehen weniger Beschwerden verursachen usw.
Ignatia ist auch übertrieben schmerzempfindlich. Und Schmerzen treten gewöhnlich an eng umschriebenen Stellen auf.
Eine weitere interessante Eigenschaft von Ignatia ist die, dass die Patienten während des Essens im Gesicht schwitzen. Dieses ist Ignatia für Sie!