Kapitel 6 - Wie werden homöopathische Mittel ausgewählt?

Kapitel 6 - Wie werden homöopathische Mittel ausgewählt?

Bevor wir uns hiermit befassen, lasen Sie uns erst noch ein paar Grundbegriffe und Definitionen verständlich machen.

Fallaufnahme - der Vorgang der ersten Konsultation eines Patienten bei einem Homöopathen, in der der Patient seine/ihre Krankengeschichte/Beschwerden detailliert schildert.

Materia Medica - ein Buch, das Informationen über die Wirkungen verschiedener homöopathischer Mittel enthält.

Repertorium - ein wörterbuchähnlicher Index von Symptomen. Jedes Symptom wird von einer Liste mit Mitteln gefolgt, die dieses Symptom während der Arzneimittelprüfung erzeugte.

Arzneimittelprüfung - ein Vorgang, bei dem eine medizinische Substanz in einer Gruppe gesunder Menschen verabreicht wird, und bei dem die erzeugten Anzeichen und Symptome aufgezeichnet werden.


Jetzt kommen wir auf die ursprüngliche Frage zurück, wie homöopathische Mittel ausgewählt werden.

Wenn ein Patient einen Homöopathen zum ersten Mal aufsucht, führt der Homöopath ein detailliertes Interview mit dem Ziel durch, so viel wie möglich über die Beschwerden des Patienten herauszufinden, wie auch über den Patienten selbst. Das Gespräch geht weit über Krankheitsnamen hinaus, hin zu den aktuellen Krankheitszeichen und -symptomen, wie sie von dem Patienten wahrgenommen werden, hin zu den verschlimmernden und verbessernden Umständen, begleitenden Beschwerden, ursächlichen Faktoren, unterstützenden Faktoren und hin zu den physischen und psychologischen Veranlagungen der Person usw. Dieser ganze Vorgang des verstehen Lernens der kranken Person kann viele Stunden dauern (in chronischen Fällen).

Nachdem ein Homöopath diese Informationen gesammelt hat, benutzt er das Repertorium um herauszufinden, welche Mittel diesem Fall am ehesten entsprechen. Dann benutzt er sein Wissen der Materia medica um das Mittel herauszufinden, welches am Besten zu diesem Fall passt.

Dies ist ein langwieriger Vorgang und erfordert viel Können seitens des Homöopathen. Heutzutage ist spezielle Computersoftware erhältlich, die dem Homöopathen in der Fallanalyse und der Repertorisation hilft.

In akuten Fällen wie Fieber, Husten, Durchfall, Erkältung usw. mag eine solch detaillierte Fallaufnahme nicht nötig sein. Alleine die Symptome der akuten Erkrankung könnten für die Verschreibung eines Mittels bereits ausreichen.