Homöopathie in der Krankenversorgung. Wirksamkeit, Nutzen, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit
Gudrun Bornhöft und Peter F. Matthiessen
Buchrezension von Jürgen Hofäcker
(http://www.psychophysik.com/)
(jh) - Mit der Publikation von Gudrun Bornhöft und Prof. Peter Matthiessen erhält die Öffentlichkeit ein Grundlagenwerk zum Stand der Forschung in der Homöopathie, wie es bis dato noch nicht vorgelegen hatte. Das Buch stellt einen sogenannten HTA-Bericht (Health Technology Assessment) zur Homöopathie dar, den die Schweizer Regierung im Rahmen eines Programms zur Evaluation der Komplementärmedizin (PEK) in Auftrag gegeben hatte. Dieses Programm wurde aus politischen Gründen vorzeitig abgebrochen, was unter anderem zur Folge hatte, dass die Homöopathie nicht in die öffentliche medizinische Versorgung der Schweiz aufgenommen wurde. Eine rein politische Entscheidung, die nicht auf wissenschaftlichen Daten basierte, wie Harald Walach in seinem Beitrag “Much ado about nothing: The recent homeopathy debate” berichtete.
Hier liegt uns nun der in Buchform publizierte vollständige HTA-Bericht vor, der zu der Schlussfolgerung gelangt „Die Wirksamkeit der Homöopathie kann unter Berücksichtigung von internen und externen Validitätskriterien als belegt gelten, die professionelle sachgerechte Anwendung als sicher. (Quelle: Forschende Komplementärmedizin 2006;13 (suppl 2):19–29.)
Der unschätzbare Wert dieses Buchs liegt aber nicht in dem für die Homöopathie erfreulichen Ergebnis, sondern wie der Verleger auf dem Buchrücken schon hervorhebt, in seiner inhaltlich differenzierten Bewertung der homöopathischen Praxis. So entfaltet sich einem der gesamte Bewertungsprozess Kapitel für Kapitel in transparenter und somit nachvollziehbarer Art und Weise, was schlussendlich dazu führt, dass man am Ende einen tiefen Einblick in die Schatzkammer der modernen komplementärmedizinischen Forschung geworfen hat, und sich ganz nebenbei Begriffe wie externe und interne Validität, Modellvalidität, Bias etc. zu eigen gemacht hat.
Persönlich am meisten begeisterte mich das Kapitel 9, die Übersicht über systematische Reviews zur klinischen Wirksamkeit der Homöopathie, die anhand klarer Ein- und Ausschlusskriterien die Fülle der systematischen Reviews bewertet und ausführlich kommentiert. In Kapitel 9.5 Diskussion und Konklusion schließen die Autoren Bornhöft und Ammon diesen Abschnitt mit dem Hinweis, dass die große Mehrzahl der systematischen und weiteren Reviews im Hinblick auf die äußere Anerkennungsfrage der Homöopathie (nach schulmedizinischer Methodik) im Sinne einer Rechtfertigunsgforschung durchgeführt wurden. Dies ist der wesentliche Grund für das Desinteresse des Großteils der Homöopathen gegenüber der aktuellen Forschung, da die Ergebnisse selten zum Nutzen der homöopathischen Praxis sind.
Nichtsdestotrotz möchte ich allen praktizierenden Homöopathen nebst den Leistungsträgern und Entscheidungsträgern im Gesundheits- wesen und allen privat oder beruflich mit der Komplementärmedizin zu tun habenden Interessenten das Buch dringend ans Herzen legen, um ein für alle Mal in der Lage zu sein, gute Wissenschaft von (wie sie Peter Fischer, medizinischer Leiter des Royal London Homoeopathic Hospitals nennt) politisch motivierter „BAD SCIENCE“ wie der Shang Meta-Analyse des Lancet im August 2005 unterscheiden zu können. Zur Erinnerung: Im Lancet wurde auf der Grundlage von sage und schreibe nur 8 Studien (!!!) das Ende einer Therapierichtung mehr gefordert als argumentativ begründet.
Homöopathie in der Krankenversorgung. Wirksamkeit, Nutzen, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit
Broschiert: 343 Seiten
Verlag: Vas-Verlag für Akademische Schriften (November 2006)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3888644194
ISBN-13: 978-3888644191