Das Studium der Materia Medica mit Bezug zum Repertorium

Das Studium der Materia Medica mit Bezug zum Repertorium

Author: 
Manish Bhatia

Die homöopathische Materia medica besteht aus authentischen, reinen verlässlichen und bestätigten Symptomen einfacher Substanzen, die nach vollständiger Prüfung an relativ gesunden Menschen ermittelt wurden.

Die Kenntnis der Materia medica ist für die Repertorisation sehr wesentlich. Aber es ist unmöglich, die Masse der Symptome, so wie sie in einer Enzyklopädie der Symptome aufgezeichnet ist, im Kopf zu behalten. Kein Gedächtnis kann ALLE Symptome ALLER Mittel mitsamt ihren Charakteristiken und Wertigkeiten auswendig lernen. Viele Praktiker erachten es als schwierig, die Homöopathie geradlinig zu praktizieren. Jeder Versuch, ein ähnliches Mittel dadurch herauszufinden, indem man die Arzneimittelprüfungen durchgeht, ist ein hoffnungsloses Unterfangen. Das Repertorium ist eine wertvolle Hilfe, weil es ein Register ist, ein Katalog der Symptome der Materia medica, sorgfältig angeordnet in einer praxisgerechten Form, in der auch die relative Wertigkeit der Mittel angezeigt wird, andererseits ist es aber auch nicht der Weisheit letzter Schluss um das Similimum zu finden..

"Aus dem vergleichenden Studium unserer Arzneimittel werden wir natürlich schon gelegentlich ein geeignetes Mittel für einen bestimmten Fall erkennen. Aber um dies zu erreichen, müssen wir über ein solides Wissen aus der Materia medica verfügen. Ohne unser bedeutendstes Fachgebiet zu beherrschen - die Mittel-Pathogenese, ist es unmöglich, auf den richtigen Schluss zu kommen".

Durch das sorgfältige und anhaltende Studium der Mittel unserer Materia medica als individuelle Persönlichkeiten ist es möglich, mit ihnen ziemlich vertraut zu werden und ein geistiges Abbild zu behalten. Wenn Sie sich einen Krankheitsfall anschauen, erwacht sofort das Bild eines Mittels vor Ihren Augen. Wenn Sie nicht die Vorstellung des Mittels im Geiste vor sich haben, würden Sie es auch nicht in Ihrem Patienten erkennen. Und sie müssten die Mittel studieren und nochmals studieren und die Persönlichkeit jedes einzelnen intelligent wahrnehmen.

"Wenn Sie ein guter Verschreiber sein wollen, ganz nebenbei, dann müssen Ihre Mittel für sie Menschen sein, mit ihren Launen, Schwächen und Ängsten, mit ihrem Naturell und ihren Idiosynkrasien und Charakteristiken, sie müssen die Mittel über die Welt erzählen sehen, sprechend und sich bewegend und innehaltend, mit den Körpern, Geist und Seelen der Menschen. Sie müssen mit ihnen im Bus, dem Zug und der Straßenbahn fahren, die Menschen werden sich selbst verraten wie sie zugeknöpft sind, in sich zusammensinken oder sich locker und heiter und offen, nervös, unruhig, ängstlich, träge und untätig geben, sich wegen eines geöffneten Fensters streiten, vor sich hin knurren wegen des Luftzugs, obwohl die Fenster geschlossen sind. Sie müssen mit ihnen speisen und sie werden sich im Bezug zu Lebensmitteln und Getränken offenbaren, auch mit geistigen Enthüllungen, die solche fröhliche Momente der Entspannung so mit sich bringen. Oder Sie erkennen sie, wie sie lieber stehen oder sich immer auf den nächsten Sitz sinken lassen, gebeugt mit hängenden Schultern oder aufrecht wie 'ein toller Hecht', depressiv und gereizt, unruhig und ängstlich, wie ihrem todunglücklichen Gesicht zu entnehmen ist, glattzüngig und selbstgefällig, mit schmutziger Gesichtsfarbe und ungepflegter Erscheinung, kreidebleich und wabbelig durch ein Übermaß von Gewebe, kompakt und hart wie Nägel es sind, krittelig-anhänglich und mild - aufgeschlossen für jede Welle von Gefühlen und Emotionen - träge und gleichgültig. Schauen Sie überall danach und lernen Sie diese Eigenschaften, und die Menschen werden sich in jeder Regung verraten, und sie werden sich häufig Stunden massiver Arbeit ersparen, indem Sie Ihre Patienten beim betreten Ihrer Praxis beobachten. (Dr. M. Tyler)"

"Sie können ein Mittel von anderen herauslesen, indem Sie ihre unterschiedlichen Seiten studieren. Arzneimittel treffen in ihren Ähnlichkeiten aufeinander und trennen sich in ihren Unterschieden voneinander ab. Arzneimittel, die ähnliche Symptome produzieren, oder ähnliche Organe und Gewebe des Körpers beeinflussen, sind sich ähnlich. Sie können nur durch das Studium der Gemütssymptome und Modalitäten voneinander unterschieden werden. (Dr. Farrington)"

Was eine Heilung häufig erschwert, ist das zu starke betonen einiger besonderer Faktoren auf Kosten des Krankheitsbildes als Ganzes, dadurch seine Symmetrie zerstörend und eine verzerrte Wahrnehmung des natürlichen Krankheitsbildes ausformend. Dies bedeutet nicht, wie auch immer, dass alle Symptome auf gleicher Ebene stehen, da bestimmte Wirkungen herausragender als andere sein müssen, und doch ein Teil und Stück von ihnen. Dies ist der Sinn, mit dem wir unsere Mittel kennen lernen müssen - genau so wie bei unseren Freunden durch deren Auftreten oder deren Persönlichkeit - und mit ihrer sich fortwährend ändernden zusammengesetzten Wirkung, aber immer das gleiche Motiv reflektierend.

Das Repertorium ist eine Hilfe zur Materia medica. Wenn Sie ein oder mehrere indizierte Mittel durch die Repertorisation finden, sollten Sie sich damit nicht zufrieden geben, sondern Sie müssen die pathogenetischen Wirkungen der Mittel in der Materia medica nachlesen, um zu sehen, dass weitere Symptome einschließlich jener, die wir zum repertorieieren verwendet haben, im gleichen Mittel vorgefunden werden und Sie dadurch das Mittel bestätigt bekommen, indem die Symptome mit denen des Mittels verglichen werden. Das Mittel, das durch die Repertorisation herauskommt ist in der Materia medica am Besten beschrieben und nicht im Repertorium.

Nur durch ein solches Vorgehen kommen wir zum Similimum. Dr. Kent rät, dass als letzte Stufe der Differenzierung, wenn die Wahl auf wenige Mittel beschränkt ist, das sorgfältige Studium der homöopathischen Materia medica kommt, und die abschließende Mittelwahl aufgrund des dort präsentierten Arzneimittelbildes erfolgt. WIR HABEN KEINE MITTEL GEGEN KRANKHEITEN, ABER WIR HABEN MITTEL FÜR INDIVIDUEN.