Vorwort

Vorwort

Vorwort

Der hartnäckige Ruf der Teilnehmer unserer Schule für einen Index der Symptome unserer Materia medica ertönt seit der Zeit der ersten Auflage der Materia Medica Pura. Dieser Ruf endete in der Veröffentlichung mehrerer Repertorien, von den Ersten, die die wenigen damals geprüften Arzneimittel abdeckten, bis zur letzten Auflage von Kent, welches ein Index aller bis heute homöopathisch geprüfter oder klinisch bestätigter Mittel ist. Wenn sich Teilnehmer unserer Schule diesem gewaltigen Werk in der Hoffnung auf Hilfe zuwenden, sehen sie sich einem Labyrinth von Material konfrontiert, welches sich den Uneingeweihten verwirrender darstellt als die Materia medica.

Diese kleine Arbeit wird vorgelegt, um den Teilnehmern unserer Schule in dem Wunsch zu helfen,  das Repertorium zu meistern und zu benutzen. Das Repertorium, dessen Gliederung und Benutzung ich klar machen möchte, und aus dem Beispiele gegeben werden, ist das von Kent (Zweite Auflage), weil es das einzige ungekürzte Werk ist das wir haben, und weil es am einfachsten und am zufrieden stellendsten zu verwenden ist. Der allgemeine Plan der Repertorisation, so wie er hier dargestellt wird, kann ebenso gut mit jedem anderen Repertorium verwendet werden, nur die Gliederung ihres bevorzugten Repertoriums müssen Sie jedoch beherrschen. Boenninghausens Therapeutisches Taschenbuch, von dem in annähernd jeder Bibliothek eines Homöopathen ein Exemplar vorhanden ist, kann mit diesem Plan verwendet werden, um Ihren Krankheitsfall auf ein Mittel herauszuarbeiten, trotz seiner Knappheit und der Tatsache, dass die Modalitäten der Körperteile und der Allgemeinsymptome gemischt sind; aber vorher werden Sie sich wohl Ihrer Materia medica zuwenden müssen, um zwischen den letzten drei oder mehr Mitteln Ihrer Analyse differenzieren zu können.

Wenn Sie Allens Taschenrepertorium verwenden, müssen Sie darauf achten, den Nosoden nicht zu viel Bedeutung beizumessen, sonst wird ihr abschließendes Ergebnis auf Psorinum oder Tuberculinum weisen.

Das Repertorium war nie dafür gemacht oder vorgesehen, den Platz der Materia medica einzunehmen; ich kann die Tatsache nicht stark genug betonen, dass es niemals unser stetes Studium und die Pathogenese unserer Mittel ersetzen darf, es sollte als Index verwendet werden, der die Aufgabe des Gedächtnisses erleichtert, die riesige Symptomatologie unserer Mittel zu speichern.

Nachdem das Repertorium uns zu dem Mittel geführt hat, welches wir das Symptomenbild abzudecken glauben, sollte die Mittelwahl durch das Lesen über seine Pathogenese, so wie sie in einer unserer kompletten Materia medicas vorliegt, bestätigt werden. Dies dient nicht nur der Absicherung des Ergebnisses, das wir durch die Lösung unseres Problems erzielt haben, sondern es dient ebenfalls der Kontrolle eiliger, nachlässiger Arbeit und es lässt unser Wissen der Materia medica ständig wachsen.

Der Gebrauch des Repertoriums ist einer der anspruchsvolleren Bereiche unserer Kunst, und bevor er gemeistert werden kann, müssen die Gesetze der homöopathischen Behandlung und Heilung, so wie sie im Organon und den Chronischen Krankheiten vorgegeben sind, gelernt werden. Die Philosophie, jemandem den Gebrauch des Repertoriums ohne das Verständnis der homöopathischen Philosophie zu lehren, ist so ziemlich das gleiche, wie jemandem ohne Arithmetik-Kenntnisse ein kompliziertes geometrisches Problem erklären zu versuchen.

Aus diesem Grund habe ich diese Ausgabe mit einem groben Überblick über das Organon begonnen, soweit es jedenfalls die Repertorisation betrifft, auch in der Hoffnung, dass dieser Überblick den Wunsch für ein weiteres und stetes Studium dieses ersten und großartigsten Lehrbuchs der Homöopathie stimuliert. Ich glaube fest daran, dass, wenn die Homöopathie diese Zeit des therapeutischen Nihilismus überleben soll, in der so viele verfälschte Praktiken als Homöopathie gefördert werden, sein Überleben aus dem universellen Studium des Organon kommen wird. Constantine Hering sagte: "Wenn unsere Schule jemals die streng induktive Methode Hahnemanns aufgibt, dann sind wir verloren und verdienen es lediglich als Karikaturen in der Geschichte der Medizin erwähnt zu werden."

Die Homöopathie ist vom Anfang bis zum Ende eine Kunst der Individualisierung. Wir müssen die Mittel und die Patienten individualisieren. Wie praktisch es auch immer erscheinen mag, und, wie auch immer es uns zusagt, über unsere Mittel in Verbindung zu Krankheiten in der Behandlung nachzudenken, für die sie häufig angemessen erscheinen, so muss es uns doch immer bewusst sein, dass, wenn wir es unserer Vorstellung von unseren Mitteln erlauben, auf nosologische Begriffe beschränkt zu sein, es uns daran hindern wird, unsere Mittel in vollem Maße zu verwenden. Um aus unserer Materia medica den größten Nutzen zu ziehen, müssen wir erkennen, dass unsere Arzneien mächtige heilende Mittel sind, die uns in jedem Krankheitsfall dienen, ganz gleich, wie der Krankheitsname auch lautet oder was die Laborbefunde aufzeigen.

Die Analyse der vierzig Mittel, die in dieser Arbeit eingebunden wurde, ist in keiner Weise dazu gedacht, unsere Materia medica zu ersetzen, sondern eher dafür, Ihnen in der Systematisierung dieser Mittel in ihrem Gedächtnis zu helfen, sodass sie in eine Form kommen, sofort abrufbar zu sein, wenn die Situation es erfordert, und dass sie den Wunsch zu einem derartigen Studium der Materia medica stimulieren möge, auf dass in jedem Ihrer Fälle das eine Mittel gefunden werden kann, welches Ihnen dienlich sein wird, auch eine wirksame Kontrolle gegen kritiklose Medikamentenanwendungen und Arzneimittelwechsel bereitstellend.

Dies ist nicht das Einzige dessen, was der Autor dem Leser anbietet, was zählt; was zählt ist das, was der Leser dem Autor entnimmt, und letztlich muss jeder Homöopath sein eigener Materia medica-Schöpfer sein. Ich denke, Sie werden reichlich für die Zeit belohnt werden, die das gewissenhafte Studium dieser Analyse in Anspruch nimmt, nicht nur durch das anwendbare Wissen über die Mittel, das Sie erworben haben werden, sondern auch, - vielleicht noch wichtiger, - durch die Hilfe in der Erweiterung und Kompilierung Ihrer eigenen Materia medica.

Ich möchte die Gelegenheit ergreifen, Dr. G.G. Starkey, Chicago, für die großartige Unterstützung in der Durchsicht und Korrektur dieser Arbeit zu danken.

Glen. I. Bidwell, M. D.
809 South Ave.,
Rochester, New York.