Vom Allgemeinen zum Besonderen

Vom Allgemeinen zum Besonderen

Vom Allgemeinen zum Besonderen

Weshalb arbeiten wir von dem Allgemeinen zu den Besonderheiten?

Wenn ein Fall lediglich aus den Besonderheiten erarbeitet wird, ist es mehr als wahrscheinlich, dass man das Mittel nicht erkennt und häufige Fehlschläge werden die Folge sein. Dies liegt daran, dass die besonderen Tendenzen eines Mittels in den allgemeinen Rubriken nicht bemerkt wurden und wenn man so von einer kleinen Gruppe von Mitteln abhängig ist, die Bezug auf einige besondere Symptome haben, dann hieße das die anderen Mittel auszuschließen, die das Symptom haben können, nur es wurde noch nicht bemerkt. Wenn man anders herumarbeitet, von dem Allgemeinen zu den Besonderheiten, dann werden die allgemeinen Rubriken alle Mittel enthalten, die sich auf das Symptom beziehen.

Bevor der Arzt irgendeine geeignete homöopathische Verschreibung  machen kann, muss er seinen Fall richtig aufnehmen; dies trifft zu, ob wir nun ein Repertorium benutzen oder nicht, aber es ist von allergrößter Bedeutung, wenn man das Repertorium verwendet. Hahnemann gibt uns im Organon, §§ 83-104, klare und prägnante Anweisungen zur Fallaufnahme.

Schreiben Sie sich alle Gemütssymptome auf und alle Symptome und Leiden, die zu dem Patienten selbst gehören, und durchsuchen Sie das Repertorium nach den Symptomen, die ihnen entsprechen. Dann individualisieren Sie den Fall noch weiter, indem Sie die besonderen Symptome in Bezug zu den Organen, Empfindungen und Funktionen verwenden, wobei Sie der Zeit des Auftretens eines jeden Symptoms große Bedeutung zu messen. Auf diese Art und Weise entsteht vor uns ein individualisiertes Symptomenbild, nicht der zu behandelnden Krankheit selbst, sondern des erkrankten Patienten, den wir zu heilen wünschen.

Die Individualisierung des Symptomenkomplexes und das Wissen darüber, welchen Symptomen die größte Aufmerksamkeit gewidmet werden muss, bilden den schwierigsten Teil der Ausrüstung, die sich der Verschreiber zulegen muss; und dieser Prozess der Logik, des Schlussfolgerns oder wie auch immer Sie es bezeichnen möchten, kann nur durch das Studium und durch Anwendung erworben werden.

Der homöopathische Arzt muss sein Urteilsvermögen anwenden, muss Dinge individualisieren, die auf die eine Weise unähnlich sind und doch wieder ähnlich in anderer Weise. Dies wird durch die Allgemeinsymptome durchgeführt, denn ohne das Allgemeine in einem Fall kann kein Mensch Homöopathie betreiben; ohne Sie kann er nicht individualisieren und Unterschiede sehen. Nach dem Sammeln aller Besonderheiten eines Falles schließt ein starkes Allgemeinsymptom das eine Mittel aus, während es ein anderes hervorhebt. Wenn Sie Ihre Materia medica kennen, werden Sie sofort sehen, wie man die Allgemeinsymptome bekommt und dies wird es Ihnen ermöglichen, das Mittel zu erkennen, das der Konstitution des Patienten am ehesten entspricht, falls zwei Mittel einem besonderen Symptom in gleichem Maße entsprechen. Dann wiederum könnte ein Patient besondere Symptome produzieren, die so fremdartig sind, wie sie noch nie in dem Mittel beobachtet wurden, aber wenn das Mittel die Allgemeinsymptome abdeckt, dann wird es nicht nur diese speziellen Symptome beseitigen, sondern Ihren Fall heilen.

Bitte erinnern Sie sich dem wichtigen Grundsatz, dass die Gesamtheit der Symptome, so wie sie im Symptomenbild des Verschreibers repräsentiert wird, völlig verschieden sein wird vom Bild, so wie es der Chirurg, Diagnostiker oder Pathologe erstellen würde. Niemand der nur die Anatomie der Erkrankung und die krankheitstypischen Symptome kennt wird eine homöopathische Verschreibung durchführen können. Aufgrund dieses Unterschiedes in der Interpretation der Symptome durch die verschiedenen Spezialisten verursachen die Berichte über geheilte Fälle des Verschreibers so viel Unzufriedenheit. Sie möchten den genauen pathologischen Zustand jedes Organs wissen, das die Symptome produzierte, welche durch das Mittel entfernt wurden; aber die Erkrankung selbst ist dem Verschreiber nur nützlich, um die Wertigkeit der Symptome auszuwählen.

Wenn wir unser individualisiertes Symptomenbild vor uns haben, dann sind wir bereit, dafür das Bild für unsere Repertorisationsanalyse vorzubereiten. Damit wir unseren Fall rasch auswerten können, müssen wir uns mit Logik daran machen; wir müssen einen Startpunkt und einen Endpunkt haben. Der Anfang wird mit den Allgemeinheiten gemacht, und mit den Besonderheiten hören wir auf.

Über die Wertigkeit der Symptome. Wenn wir in den Kent schauen, dann finden wir heraus, dass er drei Klassen verwendet - Allgemeinheiten, Besonderheiten und Gewöhnliches, und in seinem Repertorium teilt er jede in drei Stufen auf - erste, zweite und dritte. Die Allgemeinheiten und Besonderheiten, sie erinnern sich, sind von größter Wichtigkeit in unserer Verschreibung.

Bleiben wir einmal hier stehen und schauen wir uns seine Erklärungen zu diesen drei Klassen an. Wenn wir uns seine Vorlesungen über die homöopathische Philosophie anschauen, dann finden wir, dass er unter Allgemeinheiten alles einschließt, was auf den selbst Patienten basiert. Dinge, die alle Teile des Organismus modifizieren sind solche, die sich auf den Allgemeinzustand beziehen; je mehr sich diese auf das Innere bezieht, das den ganzen Menschen einbezieht, um so mehr sind sie allgemein. Viele gewöhnliche Symptome können zu den Allgemeinheiten und Besonderheiten übergehen. Dinge, die sich auf das Ich beziehen, sind immer Allgemeines. Der Patient sagt, Doktor, ich bin so durstig, es brennt so, mir ist so kalt, usw.; Dinge, die er sagt fühlt, sind immer allgemein. Das Verlangen und die Abneigungen sind allgemein; die Menstruation ist allgemein, denn wenn eine Frau sagt, dass sie sich während der Menses so oder so fühlt, dann hat sie keinen Bezug auf den Uterus oder die Eierstöcke; ihr Zustand, als Ganzes, ist anders, wenn sie ihre Tage hat (Homoeopathic Philosophy, Seite 242.).

Die Allgemeinsymptome werden oft nicht vom Patienten als solche beschrieben oder sie werden nicht immer zuerst als solche erkannt; aber wenn man eine Gruppe oder Reihe bestimmter Organe untersucht, dann finden wir eine bestimmte Modalität oder Eigenschaft, welche so deutlich durchgehend zu finden ist, dass sie den Patienten selbst beschreibt. Hier haben wir eine Allgemeinheit, die sich aus einer Reihe von Besonderheiten zusammensetzt. Dies stellt sich am Häufigsten unter der Charakteristik des Schmerzes dar, als krampfartig, brennend usw., oder bei Leiden die mit Schmerzen verbunden sind, wie Schwere, Taubheitsgefühl usw. Hier kann ein Symptom aus einer Besonderheit hergeleitet oder sogar Gemeinsamkeiten zu einem gemeinsamen Allgemeinsymptom gefolgert werden.