Lassen Sie den Patienten erzählen.
Lassen Sie den Patienten erzählen.
Die nächste wichtige Voraussetzung ist aufmerksames Beobachten. Wenn wir hoffen die Wahrheit zu erfahren, dürfen wir nicht nur aufmerksam folgen, was uns der Patient erzählt, oder die Krankenschwester oder die Familie kundtut, sondern wir müssen genau die Erscheinung des Patienten selbst beobachten. Häufig wird das Symptom, welches uns auf das richtige Mittel hinführt eines sein, welches wir durch Beobachtung bekommen. Die Art, wie der Patient liegt, sitzt, geht, spricht, wie er sich allgemein verhält, die Erscheinung seiner Ausflüsse, die Farbe der Augen, der Haare, der Zunge, der Haut usw., alle haben ihren Stellenwert und sind für unsere Aufzeichnungen von größter Wichtigkeit. Von ihrem Beobachtungsvermögen wird nicht nur das erste Bild ihres Falles abhängen, sondern auch der Erfolg in der Fortführung des Falles, nachdem die erste Verschreibung gemacht ist.
Drei Fehler
Die letzte Gruppe bezüglich der Fallaufnahme sind die drei Fehler, die bei der Untersuchung des Falles begangen werden, Unterbrechen des Patienten, Stellen direkter Fragen und Antworten einem Mittel anzupassen, welches wir uns vorstellen.
Von größter Wichtigkeit ist es, ein Krankheitsbild in der einfachsten Form, so wie es ihnen der Patient erzählt, zu erhalten. Lassen Sie ihn in seiner eigenen Sprache erzählen und unterbrechen Sie ihn nicht, solange er nicht zu weit vom Thema abschweift, denn wenn Sie dies tun, könnten Sie einen Gedankengang verlieren, ohne dass Sie ihn wieder aufgreifen können.
Als Nächstes, stellen Sie keine direkten Fragen. Sie dürfen Ihren Patienten niemals die Antworten in den Mund legen. Sie müssen zwar über alle Besonderheiten Bescheid wissen, aber ohne direkt danach zu fragen. In neun von zehn Fällen wird die Antwort auf eine direkte Frage ein "Ja" oder "Nein" sein; solche Antworten sind wertlos und sollten nicht aufgezeichnet werden. Fragen, welche eine Auswahl an Antworten geben, sind ebenfalls fehlerhaft.
Antworten konform zu bestimmten Mitteln zu machen, an die wir denken: Ein Patient kommt herein, beschreibt uns ein paar Symptome; wir denken unmittelbar an ein Mittel und beginnen Fragen zu stellen, um zu sehen, ob wir nicht ausreichend Gewissheit erlangen können, ihn zu Belladonna, Arsenicum oder was auch immer er sein möge, zu verurteilen. Es ist überraschend, wie einfach wir unseren Patienten dazu bringen können, die Symptome zu liefern, nach denen wir suchen, genauso wie wenigen Anzeichen es für einige von uns es bedarf, um die Überzeugung für ein Mittel zu bekommen und es zu verabreichen. Wir sind eher dazu geneigt, in dieser Richtung einen Fehler zu begehen, wenn wir unsere Fälle nicht ausarbeiten. Das bloße Niederschreiben der Symptome hilft uns cool zu bleiben und keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Auf Seite 206 in Tafels Übersetzung über die Natur Chronischer Krankheiten finden wir: "Überhaupt kann der Arzt, nächst der unhomöopathischen Wahl des Arzneimittels keinen größsern Fehler begehen, als erstens, die nach vielfältigen Versuchen bis soweit von mir gemäßsigten, bei jeder antipsorischen Arznei angezeigten Gaben für zu klein zu halten, zweitens, die unrichtige Wahl des Mittels und drittens, die Uebereilung, jede Gabe nicht hinlänglich auswirken zu lassen." (Chronische Krankheiten, Band 1, Seite 149, 5. Nachdruck 1991; Anm. des Übersetzers)
Kommentierend für die Ursache des zweiten Fehlers, werden wir aus der gleichen Schrift, Seite 207, wie folgt zitieren:
"Mit dem zweiten Haupt-Fehler bei der Kur chronischer Krankheiten, mit der unhomöopathischen Wahl der Arznei versündigt sich der angehende Homöopathiker (Viele bleiben, leider, lebenslang solche Anfänger!) am meisten durch Ungenauigkeit, Leichtsinn und Bequemlichkeit." (Chronische Krankheiten, Band 1, Seite 150, 5. Nachdruck 1991; Anm. des Übersetzers)
Eine Schwierigkeit vermag bei solchen schwer verständlichen Fällen entstehen, in welchen Symptome durch Betäubung, homöopathisch oder anderweitig, Operationen usw., maskiert sind, so dass diese Fälle nur wenige allgemeine Symptome präsentieren, welche uns lediglich zu einer Gruppe von Mitteln führen können, in welcher das Similimum nach umfassendem Studium der Materia medica gefunden werden muss.
In diesen Fällen müssen wir oftmals, bevor wir einen Fortschritt machen können, das Leben des Patienten bis zurück in die Kindheit durchgehen und alle Symptome aufzeichnen, welche der pathologischen Veränderung vorangingen, die nun das Bild Ihres Falles verdunkeln. "Symptome, die während der Kindheit existierten, und solche, die vor jeglicher Pathologie schon vorhanden waren, sind die den Ursachen entsprechenden Symptome; denn alle Ursachen bestehen fort bis sie Wirkung erzielen."