Kenn-Zeichen
Differenzierende Rubriken
I. Die Arzneien in Hahnemanns Reiner Arzneimittellehre
Von Gaby Rottler
ISBN 978-3-940848-02-4
-- Buchrezension Von Siegfried Letzel
Die Autorin Gaby Rottler ist Tierärztin und war im Bereich der Diagnostik auch in der Humanmedizin tätig. Mit Homöopathie beschäftigt sie sich intensiv seit 1988. [GR1] Die Autorin wirkte als freie Mitarbeiterin bei der Entwicklung der Repertorisationssoftware Homöolog mit und sie war bereits zu Zeiten, als es noch kein WWW gab in englischen, französischen, spanischen und deutschen Foren vertreten. Seit über zehn Jahren beschäftigt sie sich intensiv mit der Geschichte der Homöopathie und dies führte regelmäßig ins Institut für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, Stuttgart. Eine von Frau Rottlers Hauptinteressen liegt in der Thematik zu Infektionskrankheiten und Epidemien, wie z. B. SARS und H5N1 (‚Vogelgrippe’).
Gaby betätigte sich als Autorin für die AHZ (Allgemeine Homöopathische Zeitung) und American Homoeopath und sie hielt Vorträge beim Liga-Kongress 2003 in Graz (Homeopathy and Epidemics) und beim AVH-Kongress 2007 (Academy of Veterinary Homeopathy) in Philadelphia.
Beim Liga-Kongress 2005 in Berlin war Frau Rottler mit einem Poster zum Thema „Nosodes nowadays = Nosodes of the Past?“ vertreten.
Erwähnung findet Gaby Rottler auch in Werken wie der ungarischen Auflage von Hahnemanns Organon, im ‚Heritage of Homoeopathic Literature’ von Julian Winston (zu dessen Ableben sie in Homeopathy Today einen Nachruf verfasste) und im Vorwort von Wendy Howard im Repertorium Universale.[GR2]
Dieses Buch ist mit den Maßen 17,5 x 26 cm recht großformatig und auf seinen 376 kleingedruckten Seiten enthält es, abgesehen von einem denkbar kurz gefassten Vorwort und dem Inhaltsverzeichnis, ausschließlich Repertoriumsrubriken.
Das Vorwort der Autorin übrigens beschränkt sich auf Vorschläge, wie man mit dieser Listensammlung arbeiten kann und zu welchem Zweck sie dient.
Das gesamte Buch ist eine Ansammlung von Rubriken jener Arzneimittel, die Hahnemann in seiner Reinen Arzneimittellehre aufgenommen hatte. Dabei verwendet Frau Rottler als Grundlage das Repertorium von J. T. Kent und die Daten wurden aus der RADAR/Synthesis 9-Software entnommen. Als Quellen für zusätzliche Eintragungen lässt Frau Rottler ausschließlich G. H. G. Jahr, K. Stauffer, C. Knerr und C. Hering zu [GR3] (der Letztgenannte wurde im Buch, im Gegensatz zu den anderen Quellen, nicht erwähnt). Diese Beschränkung begründet die Buchautorin damit, dass die Rubriken von überschaubarer Größe bleiben und die Verlässlichkeit garantiert werden sollen.
So mancher Leser wird vielleicht nicht sogleich wissen, weshalb gerade diese drei erwähnten Homöopathen als verlässlich gelten. Daher möchte ich, weil diese in dem hier besprochenen Buch leider gänzlich fehlen, Ultrakurzbiografien liefern:
Georg Heinrich Gottlieb Jahr (1800-1875)[GR4]
Geboren in Sachsen. Er war bei Hahnemann selbst angestellt und ordnete dort die Krankenverlaufsakten. Hahnemann schickte ihn auf die Universität in Bonn, wo er das Studium der Medizin erfolgreich abschloss. [GR5] Er arbeitete dabei ständig weiter mit Hahnemann zusammen und assistierte ihm bei seiner Arbeit an der Arzneimittellehre.[GR6]
Jahr war bereits in Frankreich, als Hahnemann nach Paris kam[GR7] , und er folgte dem Meister dorthin und unterhielt dort seine eigene Praxis, bevor er nach Belgien zog, wo er bis zu seinem Tod lebte.
Jahr verfasste eine Unzahl von Schriften und einige große Werke, die für die Homöopathie von herausragender Bedeutung waren und die es heute noch sind. Als Beispiele seien aufgeführt:
- Allgemeine und spezielle Therapie der Geisteskrankheiten und Seelenstörungen nach homöopathischen Grundsätzen
- Alphabetisches Repertorium der Hautsymptome
- Ausführliche Arzneimittellehre
- Ausführlicher Symptomen-Kodex (Rottler schätzt dieses Werk, weil Jahr die Symptome noch ganz klar nach der Verursachung durch die Arzneimittelprüfung, klinische Erfahrung und beides gemeinsam kennzeichnete.)
- Handbuch der Haupt-Anzeigen für die richtige Wahl der homöopathischen Heilmittel
- Klinische Anweisungen
- Therapeutischer Leitfaden[GR8]
Abraham Karl Stauffer (1870-1930)
Laut Fritz D. Schroers Buch Lexikon deutschsprachiger Homöopathen (Herausgeber IGM der Robert Bosch Stiftung) wurde Stauffer in Ibersheim/Rheinhessen geboren und ist heute als einer der Großen unter den homöopathischen Ärzten angesehen. Seine Literatur beschränkte sich auf Hahnemann, Noack, Müller, Trinks, Jahr, Rücken, v. Grauvogel und Kent.
Er schrieb:
- Homöotherapie
- Homöopathisches Taschenbuch und kurz gefasste Therapie und Arzneimittellehre zum Gebrauch für angehende homöopathische Ärztet
- Klinische homöopathische Arzneimittellehre
Stauffer verfasste ein gesichtetes Repertorium, in dem er jene Symptome festhielt, die ihm am wichtigsten erschienen. Er schrieb in seinem Vorwort: „Ein Repertorium wie das vorliegende hat nur Wert für den Arzt, der die homöopathische Arzneimittellehre studiert hat.“
Gaby Rottler möchte in diesem Sinne ihr Buch neben die Materia medica gelegt sehen, wenn man noch nicht über sehr gute Arzneimittelkenntnisse verfügt. Dann solle man die MM lesen und anschließend die hier vorliegenden Rubriken, um zu lernen, welche Symptome für das jeweilige Mittel herausragend sind (und die nicht von anderen Arzneimitteln in diesem Maße abgedeckt werden).
Calvin Knerr (1847-1940)
Knerr war Assistent von Dr. Constantin Hering und war mit einer seiner Töchter verheiratet. Nach Herings Tod war er verantwortlich für die Vollendung von dessen 10-bändigem „Leitsymptome unserer Materia Medica“.[GR9]
Knerr selbst verfasste das zweibändige Werk „Repertory to the Guiding Symptoms“. Es wird gesagt, dass Knerr die gleiche Struktur wie in den „Leitsymptomen“ verwendete. Er fügte sogar die Arzneimittelbeziehungen am Ende des Buches hinzu und übernahm die 4-wertige Graduierung der Arzneimittel. Dieses Repertorium wurde nie weit verbreitet und ist für den täglichen Gebrauch zu unhandlich. Als Referenzrepertorium für die vergleichende Forschung hat es jedoch seine Berechtigung. Seit es in Computerrepertorien integriert ist, kann es leichter verwendet werden.
Constantin Hering (1800-1880)[GR10]
Hering wurde von dem Privatdozenten Jakob Heinrich Robbi, dessen Assistent er war, beauftragt, eine Abhandlung über den „Irrweg“ Homöopathie zu verfassen. Nach der ungefähr zweijährigen Arbeit wandte er sich der Homöopathie zu, denn er hielt Behandlungserfolge für möglich, vor allem, nachdem seine verletzte und böse entzündete Hand durch Homöopathie gerettet und die Amputation vermieden wurde.
Hering war Mitbegründer des American Institute of Homoeopathy, er gründete das Homoeopathic Medical College of Pennsylvania und er schrieb u. a. für das American Journal of Materia Medica. Er vollbrachte auch das 10-bändige Leitsymptome unserer Materia Medica, Homöopathischer Hausarzt und die Kurzgefasste Arzneimittellehre.
Weil sich Hering in seinem Werk Leitsymptome in der Homöopathie an Jahrs Wertigkeiten teilweise anlehnte, wurde er in diesem Buch berücksichtigt.
Frau Rottler verwendete aus didaktischen Gründen nur Rubriken mit nicht mehr als zehn Arzneimitteln und mit maximal nur noch einem weiteren Mittel im gleichen Wertegrad. Damit wird erreicht, dass die Vergleichbarkeit zwischen den Arzneien nicht unnötig erschwert wird.
Auf ihrer Webseite http://www.curantur.de/Books/Kenn-Zeichen/kenn-zeichen.html finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, übrigens noch weitere Instruktionen für den möglichst effektiven Gebrauch dieses Buches.
Für mich ist es nicht wirklich verständlich, weshalb die Autorin auf der einen Seite verlässlichste Quellen anzapfte und sich dann der RADAR-Software mit Kents Repertorium bediente, und nicht zum Beispiel Bönninghausens Repertorium der Homöopathischen Arzneimittel und Geniushinweise einbaute.
Frau Rottler war mir bei dieser und ein paar weiteren Fragen sehr behilflich. Zu dieser hier erklärt sie Folgendes:[GR11]
- ein Repertorium, gleich welcher Art, soll nur der Wegweiser sein, der in mehrere Richtungen zeigen kann. Alles Weitere bestimmt das Arzneimittelwissen.
- es wurde recht lange Homöopathie betrieben mit diesem Kentschen Repertorium: Wichtiger ist eigentlich, WIE ich ein Werkzeug nutze und ob ich es beherrsche, auch wenn es rostig ist!
- Fehler gibt es überall, man muss nur danach suchen. Je mehr man gelesen und selbst übersetzt hat, desto mehr Bugs findet man. Überall!
- der Mix macht's. Deshalb habe ich mit Jahr und Knerr sehr verlässliche Quellen mit reingebracht.
- es kommt NICHT auf das Einzelsymptom an! Wenn ich mehrere kleine Symptome in einem spezifischen Bereich habe, dann kann ich davon ausgehen, dass der spezifische Bereich für dieses Arzneimittel gesichert ist, ganz unabhängig vom Autor!!!!
- jeder Homöopath mit einem Computer-Repertorium kann sich nach diesem oder ähnlichen Muster eigene Vorlieben-Listen erstellen.
Das lasse ich so stehen. Frau Rottler hat ihre Autorenwahl nach Ihrem[GR12] eigenen Urteil getroffen und der interessierte Kunde[GR13] kann selbst entscheiden, ob sie ihm selbst liegt oder nicht. Auf jeden Fall ist dieses Buch ein interessanter Ansatz, um das Individuelle an jedem Arzneimittel aus einem Repertorium herauszuarbeiten. Und wenn man fleißig blättert, dann bietet das Werk auch einen Vergleich dieser individuellen Eigenschaften zwischen den Arzneimitteln untereinander. Dennoch seien Sie versichert: die Mühseligkeit im Studium der Materia medica bleibt dadurch unangetastet. \
Stell doch das mit der Tierärztin weiter nach hinten. Viele nehmen sonst an, daß ich mich mit tierischer Homöopathie beschäftigte, was nicht korrekt ist.
Ich habe mich erst weit über 10 Jahre ausschließlich mit der Humanhomöopathie auseinandergesetzt, erst dann habe ich auch mein tiermedizinisches Wissen miteingebunden.
Die gesamte autbiographische Info würde ich zusammenfassen. Sie war so detailliert formuliert für Dich, als Rezensenten. Besser:
Blöcke bilden (internationale Vorträge und Posterpräsentationen in Berlin usw. Lieber allgemein + jeweils 1 Beispiel, das Dich besonders interessiert hat.
Ditto bei den Artikeln
Hering habe ICH NICHT als Quelle genommen.
Knerrs Repertorium basiert auf Herings Leitsymptomen.
Das ist etweas Anderes.
Er ging 1835 nach Belgien, wurde dort President der Société oméopathique Liégeoise, dann in den Süden Frankreichs und folgte Hahemann nach Pais, blieb dort bis 1870. Gind dann nach Blegien, starb am 11.07.1875 23.00 Uhr
Als besonders wichtiges Werk erache ich noch zusätzlich:
Nouvelle pharmacopée homoeopathique (1855 und 1862 jeweils neue Ausgaben)
Knerrs Vater war ein’homoeopathic lay practician’. Sein Großonkel war mit Hering an der Allentown Academy. Knerr graduierte 1869 am Hahnemann Medical College, wurde Herings Assistent. Lebte in Herings Haushalt und heiratete Herings Tochter Melitta.
Veröffentlichte sein Tagebuch unter dem Titel:
The life of Hering
Besuchte Europa, traf Hahnemanns älteste Tochter, Aegidi, Hartlaub u.a.
Quelle:
Julian Winston, Faces of Homoeopathy
Gehört hier nicht rein, da ich ihn nicht als Primärquelle habe!
Die Antworten habe ich ja eigentlich Dir persönlich gegeben, nicht um sie in direktem Zitat zu verwenden.
Besser:
Faß zusammen, und zitiere dann nur einige, dir besonders seltsam erscheinene Bemerkungen (die ich dann eigentlich auch nochmal absegnen müßte).
ihrem (kleingeschrieben!)