Etwas zur Geschichte der homöopathischen Therapie bei Epidemien
Von ihren frühesten Tagen an, gelang es der Homöopathie, epidemische Erkrankungen mit einer beträchtlichen Erfolgsrate, verglichen mit konventionellen Behandlungsmethoden, zu behandeln. Es waren eben diese Erfolge, die die homöopathische Praxis weltweit so fest in das Bewusstsein der Menschen brachte.
Es gibt da eine Geschichte über Joseph Pulte, einer der ersten Homöopathen in Cincinnati. Als er mit seiner Praxis begann, waren viele Leute dermaßen über den Homöopathen in der Stadt verärgert, dass sie das Haus mit Eiern bombardierten. Das entmutigte ihn genug, um in Betracht zu ziehen, die Stadt zu verlassen. Seine Frau sagte: „Joseph, glaubst Du an die homöopathischen Grundsätze?“ Er bejahte. „Dann“, sagte sie, „wirst Du in Cincinnati bleiben.“
Kurz danach, als die Choleraepidemie durchschwappte, konnte sich Pulte rühmen, nicht einen einzigen Patienten verloren zu haben – und er wurde fortan von der Öffentlichkeit akzeptiert. Während der Epidemie von 1849 strömten die Menschen zu ihm und standen auf der Straße, weil das Wartezimmer voll war.
Im Jahre 1900 schrieb Dr. Thomas Lindsley Bradford ein Buch mit dem Titel „The Logic of Figures“ (Die Logik der Zahlen), in dem er die Statistiken, die er finden konnte, sammelte, welche die konventionellen Therapien mit den Homöopathischen verglichen. Viele Zahlen, die ich später nenne, sind Bradfords Arbeit entnommen.
Einer der ersten Prüfungen des Systems der Homöopathie fand 1813 bei der Therapie einer Typhus-Epidemie (durch Läuse verbreitet) statt, die der Verwüstung durch Napoleons Armee, die Deutschland durchquerte, um Russland anzugreifen und sich wieder zurückziehen musste, folgte. Als die Epidemie Leipzig erreichte, als sich die Armee aus dem Osten zurückzog, konnte Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, 180 Typhus-Fälle behandeln – und verlor nur zwei Patienten. Dies geschah zu einer Zeit, als die konventionellen Behandlungsmethoden eine Mortalitätsrate von über 30% aufwiesen.
Um 1830, als es Berichte gab, dass die Cholera sich aus dem Osten näherte, war Hahnemann in der Lage, die Krankheitsphasen zu identifizieren und vorauszusagen, welches Arzneimittel für welche Phase benötigt wird.
Als die Cholera schließlich 1831 Europa traf, lag die Mortalitätsrate (bei konventioneller Behandlung) zwischen 40% (laut Rat des Russischen Reiches) und 80% (Oslers Praxis der Medizin). Von fünf mit Cholera Infizierten, starben zwei bis vier unter der regulären Therapie. Dr. Quinn in London berichtete, dass die Mortalität in den zehn homöopathischen Krankenhäusern 1831-32 bei 9% lag; Dr. Roth, Hofarzt des Königs von Bayern, berichtete, dass unter der homöopathischen Behandlung die Mortalität bei 7% lag; und Dr. Wild, allopathischer Herausgeber des Dublin Quaterly Journal, berichtete, dass in Österreich die allopathische Mortalität bei 66% lag, und die homöopathische Mortalität bei 33%. „Und unter Berücksichtigung dieses außerordentlichen Ergebnisses wurde das Gesetz, das die Ausübung der Homöopathie verbot, aufgehoben.“
Die Homöopathie blieb bei der Behandlung der epidemischen Cholera weiterhin erfolgreich. 1854 traf eine Choleraepidemie London. Dies war geschichtlich gesehen eine wichtige Epidemie, weil die medizinische Gesellschaft die Quelle des Ausbruchs zum ersten Mal verfolgen konnte (eine öffentliche Wasserpumpstation), und als die Pumpe geschlossen wurde, dann ging die Epidemie rasch zurück. Das Unterhaus des Britischen Parlaments forderte einen Bericht über die verschiedenen Behandlungsmethoden dieser Epidemie ein. Als der Bericht herausgegeben wurde, waren die homöopathischen Zahlen nicht enthalten. Das Oberhaus des Britischen Parlaments fragte nach einer Erklärung, und man gab zu, dass, wenn die homöopathischen Zahlen in dem Bericht hinzugefügt würden, „es die Zahlen verzerren würde“. Der unterdrückte Bericht enthüllte, dass die Mortalität bei allopathischer Behandlung bei 59,2% lag, während unter homöopathischer Fürsorge die Mortalität bei nur 9% lag.
Es ist heute schwer verständlich, welch eine Geißel eine solche Epidemie war. Wie man bei der späteren Grippeepidemie von 1918 sehen konnte, konnte man morgens noch gesund sein und am Abend bereits tot – es ging so schnell. Zu jener Zeit wurden viele Bücher über die homöopathische Behandlung der Cholera geschrieben, darunter: Die Cholera und ihre Homöopathische Behandlung, F. Humphreys (1849); Die Homöopathische Behandlung der Cholera, B. F. Joslin (1854); Die Häusliche Homöopathische Behandlung der Cholera, Biegler (1858); Die Epidemische Cholera, B. F. Joslin (1885); Die Asiatische Cholera, Jabez Dake (1886).
Der Erfolg der homöopathischen Behandlung setzte sich mit den folgenden Choleraepidemien fort. Bei der Epidemie in Hamburg 1892 lag die Mortalitätsrate bei 42%, die homöopathische Mortalität lag bei 15,5%. In den 1850ern gab es in den [amerikanischen] Südstaaten mehrere Gelbfieberepidemien. Man fand schließlich heraus, dass diese Krankheit von Moskitos übertragen wurde. Osler sagt, dass die allopathische Mortalität von Gelbfieber zwischen 15-85% lag. Holcome, ein Homöopath, berichtete 1853 von einer Mortalität von 6,43% in Natchez, und Dr. Davis, ein anderer Homöopath in Natchez, berichtete von 5,73%. 1878 lag die Mortalität in New Orleans unter allopathischer Fürsorge bei 50% und bei 5,6% (bei 1945 Fällen bei derselben Epidemie) unter homöopathischer Fürsorge.
Die beiden besten Bücher zu diesem Thema waren: Gelbfieber und seine Homöopathische Behandlung, Holcome (1856) und Die Wirksamkeit von Crotalus Horridus bei Gelbfieber, C. Neidhard (1860).
Eine weitere epidemische Krankheit, die homöopathisch behandelbar war, war Diphtherie. Seit Anbeginn der weitverbreiteten Impfungen wird diese Krankheit in unserer modernen Welt nicht mehr oft angetroffen. Die Diphtherie trat periodisch auf und sie präsentierte selten das gleiche Bild. Daher war es für den Therapeuten sehr wichtig, dass er die Behandlung für jeden Fall oder jede allgemeine Epidemie einzeln individualisierte. Ein Mittel, das sich in einem Jahr für ihre Behandlung als wirkungsvoll erwiesen hat, musste nicht das Mittel für das nächste Jahr sein.
Unter den Aufzeichnungen über Diphtherie in Broone County, New York, von 1862 bis 1864, befindet sich ein Bericht von einer Mortalitätsrate von 83,3% unter den Patienten von Allopathen und von 16,4% unter denen von Homöopathen (Bradford).
Die vielleicht letzte Anwendung der Homöopathie bei einer größeren Epidemie war während der Grippeepidemie von 1918. Das Journal des American Institute for Homeopathy veröffentlichte im Mai 1921 einen langen Artikel über die Anwendung der Homöopathie bei der Grippeepidemie. Dr. T. A. McCann aus Dayton, Ohio, berichtete von 24 000 Grippefällen, die bei einer Mortalitätsrate von 28,2% allopathisch behandelt wurden, während 26 000 Grippefälle, die homöopathisch behandelt wurden, eine Mortalitätsrate von 1,05% aufwiesen. Diese letzte Zahl wurde von Dean W. A. Pearson aus Philadelphia (Hahnemann College), der 26 795 Grippefälle gesammelt hat, die mit dem obigen Resultat homöopathisch behandelt wurden, bestätigt.
Die am häufigsten verwendete Arznei war Gelsemium, mit gelegentlich berichteten Bryonia- bzw. Eupatorium-Fällen. Dr. Herbert A. Roberts aus Derby, CT, sagte, dass 30 Ärzte in Connecticut auf seine Bitte nach Daten antworteten. Sie berichteten von 6 602 Fällen mit 55 Todesfällen, was weniger als 1% entspricht. Dr Roberts arbeitete während des 1. Weltkrieges als Arzt auf einem Truppentransportschiff. Auf dem Weg nach Europa hatte er 81 Grippefälle. Er berichtete: „Alle erholten sich wieder und landeten. Jeder Mann erhielt homöopathische Behandlung. Ein anderes Schiff hat unterwegs 31 Mann verloren.“
Näher an der heutigen Zeit, gab es Mitte der 1950er-Jahre Polioepidemien. Dr. Alonzo Shadman, ein Homöopath in der Bostoner Gegend, betonte, dass, bis die ‚eigentliche Lähmung’ beobachtet werden konnte, die Prodromalsymptome der Polio nicht von einer gewöhnlichen Erkältung zu unterscheiden waren – und er behandelte zu jener Zeit viele „Sommererkältungen“. Waren sie beginnende Poliofälle? Niemand kann es sagen.
Dr. Franziska Eizayaga aus Argentinien berichtet von einer Polioepidemie 1957 in Buenos Aires, bei der die Symptome der Epidemie denen des Arzneimittels Lathyrus sativa ähnelten. Die homöopathischen Ärzte und Apotheken verschrieben Lathyrus C 30 als Prophylaktikum, und „Tausende von Gaben“ wurden verteilt. „Niemand registrierte einen Ansteckungsfall.“ Eizayaga weist darauf hin, dass bei anderen Polioepidemien Gelsemium das indizierte Arzneimittel war – die Notwendigkeit der Individualisierung wieder hervorhebend.
Die Homöopathie hat sich bei der Behandlung von vielen Epidemien des 19. und 20. Jahrhunderts als sehr wirkungsvoll erwiesen. Warum diese Erfolge nicht näher bekannt sind, kann nur eine Sache von Vermutungen sein. Es könnte sein, dass, wie beim unten zitierten Arzt, die Meisten weder die Wirkungslosigkeit der konventionellen Therapiemethoden einsehen, noch die Wirksamkeit der Homöopathie akzeptieren möchten. Aus „Die Homöopathie bei Grippe – ein Chor der Fünfzig in Harmonie“ von Dr. W. A. Dewey (Journal des American Institute of Homeopathy, Mai 1921):
Ein Arzt in Pittsburgh fragte eine Krankenschwester, ob sie Besseres wüsste, als er praktizierte, denn er verlor zu viele Patienten. „Ja, Doktor, hören Sie auf, Aspirin zu verschreiben und gehen Sie zu einer homöopathischen Apotheke und besorgen sich homöopathische Arzneimittel.“ Der Arzt antwortete: „Aber das ist Homöopathie!“ – „Ich weiß, aber die homöopathischen Ärzte, unter denen ich pflegte, haben nicht einen einzigen Patienten verloren.“ – Dr. W. F. Edmundson, Pittsburgh.
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Wiederveröffentlicht, aus den Archiven von Julian Winston, mit der freundlichen Genehmigung von Gwyneth Winston. http://julianwinston.com/
Anmerkung des Herausgebers: Julian Winston war als der führende Historiker der Homöopathie angesehen und seine Webseite ist reich an homöopathischen Archiven.