Schritte In Der Repertorisation
Die Repertorisation ist nicht nur ein mechanischer Prozess Rubriken zu zählen und die Markierungen, die von einem Mittel gemacht wurden, zusammenzuzählen, schließt sie doch auch die logischen Schritte ein, die nötig sind, um zu einem brauchbaren Ergebnis zu gelangen und um schliesslich die Mittel mit Hilfe der Materia Medica zu differenzieren. Das Repertorisieren folgt der Logik von Induktion & Deduktion. Die Schritte in der Repertorisation beginnen mit der Fallaufnahme und enden mit dem Finden des Similimums. Sie sind: -
1) Fallaufnahme.
2) Aufzeichnung und Interpretation.
3) Das Definieren des Problems.
4) Klassifizierung und Auswertung der Symptome.
5) Aufstellung des Symptomenkomplexes.
6) Auswahl des Repertoriums und die eigentliche Repertorisation.
7) Das Resultat des Repertorisierens.
8) Analyse und Verschreibung.
Fallaufnahme:
Dr. Kent erwähnte einst bei seinen Anhängern, 'Da sind viele Symptome, aber es gibt noch keinen Fall'. Was ist denn ein Fall? Ein Fall besteht aus Symptomen, welche die Gesamtheit des Leidens einer Person ausmachen. Die Gesamtheit der Symptome bildet einen Fall für den Arzt. In jedem Ereignis existiert eine Gesamtheit, sofern ein Experte es wahrnehmen kann; vergleichbar existiert in jeder Veränderung des Gesundheitszustandes eine auch Gesamtheit, die von einem Arzt wahrgenommen werden kann.
Die Fallaufnahme ist der erste Schritt, und das Ergebnis der Behandlung hängt ganz von dem Erfolg dieses ersten Schrittes ab. Jeder hier begangene Fehler würde sich sicher in der Auswahl von Mitteln und in der Planung der Behandlung auswirken.
Ein Arzt sollte am Anfang selbst über seine Aufgabe im Klaren sein und muss ein klares Verständnis von den Fall besitzen. Von dem homöopathischen Arzt werden Anzeichen aller Ebenen benötigt, mentaler, körperlicher und besonderer, sowohl, um die Personen zu individualisieren, als auch das Leiden diagnostizieren zu können. Wenn dies von Anfang an klar ist, wird die Fallaufnahme auf der Ideallinie verlaufen. Es ist eine einzigartige Kunst ins Gespräch zu kommen, Daten sowohl von Patienten als auch von unbeteiligten Zuschauern zu sammeln, um dann den Patienten als Person und Krankheit zu definieren. Der Zweck ist, sowohl die Person als auch die Krankheit zu verstehen. Diese besondere Methode, und dieser Ansatz ist anders als bei anderen Systemen der Medizin.
Es hat viele Diskussionen von vielen getreuen Anhängern über die Fallaufnahme gegeben, und dieses Thema wurde ausführlichst behandelt, aber immer noch machen Viele Fehler in der Ausübung dieser Kunst. Da dies eine Kunst ist, spielen die einzelnen Fertigkeiten bei der Anwendung der Regeln eine wichtige Rolle in der Fallaufnahme. Es ist schwierig, einen gleichförmigen Standard in all den Fällen und in Hinsicht aller Ärzte aufzustellen. Bei der Fallaufnahme wendet der Arzt seine Fähigkeiten und Fertigkeiten in der Kommunikation im Hinblick auf sein Ziel an. Da die Fallaufnahme im Ansatz schon individuell ist, gibt es mehrere angebotene Vorschläge und zahlreiche Modelle von Fallaufnahmeformen, die dem Praktiker verfügbar sind. Manche sind in der Form von Fragebogen, etwa in der Form von Multiplechoicefragen usw. Dr. Dhawale hat eine standardisierte Fallaufzeichnung entworfen, die eine feste Form, Struktur und Funktion hat. Sie kann in diesem Beruf von grösstem Nutzen sein, wenn sie richtig verwendet wird.
Dr. Hahnemann hat die notwendigen Richtlinien in den Paragraphen 83-104 des Organon beschrieben, welche bei der Fallaufnahme in Betracht gezogen werden müssen. Überall in dem Prozess der Fallaufnahme sollte der Patient kooperativ sein. Er sollte der Vertraulichkeit von Daten versichert werden. Wenn der Patient dem Arzt alles frei erzählt, wird dessen Aufgabe wesentlich erleichtert. Außer dem sammeln von Daten hat die Fallaufnahme in bestimmten, wenn nicht gar in allen Arten von Fällen, seinen eigenen therapeutischen Wert. Aus persönlicher Erfahrung konnte sich der Autor von ihrem therapeutischen Wert überzeugen. Viele Patienten behalten Erfahrungen, die sie belasten, über Jahre für sich und sie stören sie weiterhin und verursachen so körperliche und mentale Symptome. Sehr häufig sagt der Patient nach der Fallaufnahme: "Doktor, ich fühle mich so befreit nachdem ich mit Ihnen gesprochen habe." Und dann vollendet das Similimum den Job. Es sollte ein freier Austausch zwischem dem Arzt und dem Patienten stattfinden. Beides, verbale und nichtverbale Kommunikation des Arztes kann den Patienten entweder er- oder entmutigen sich zu öffnen und Gegebenheiten und deren Effekte zu beschreiben. Es ist eine sehr sensible und doch dynamische Situation, in der der Arzt stets aufmerksam bleiben muss, um Enthüllungen richtig wahrnehmen zu können. Der Arzt sollte sich seiner eigenen Kommunikationsschwächen bewusst sein, um mehr aus diesem dynamischen Prozess zu erzielen. In manchen Fällen reicht bereits ein verpasster Hinweis, und die Gesamtheit des Falles wird schwierig zu erfassen sein. Nichts sollte den Arzt von seiner Fallaufnahme ablenken. Um Gefühle richtig verstehen zu können, sollte der Arzt Experte des Rollenspiels sein. Er sollte die Gefühle des Patienten erkennen, aber Einfühlung sollte der Sympathie weichen, wenn man an einem empfindlichen Fall ist. Am Ende des Interviews mit dem Patienten sollte der Arzt eine klare Definition des Problems parat haben. Dies ist nicht immer leicht zu erreichen. Wenn der Arzt auf der Ebene der Fallaufnahme verwirrt bleibt, werden weitere Schritte in der Repertorisierung hartnäckig erschwert. Ein wackeliges Fundament verdirbt den besten Überbau.
Aufzeichnung und Interpretation
Die Notwendigkeit der Aufzeichnung des Falles wird von allen getreuen Anhängern der Homöopathie zwecks verschiedener wesentlicher Absichten betont. Jeder Fall kann ein Lehrstück sein. Daher ist es dringend erforderlich, ihn sorgfältig dokumentiert zu haben. Da es fast unmöglich ist, alle Daten ohne jegliche Verfälschung zu behalten, wurde die Notwendigkeit genauer Aufzeichnungen intensiv verspürt. Die Absicht einer Fallaufzeichnung ist, alle Informationen zum späteren Nachschlagen präzise und hinreichend verfügbar zu haben. Die Fallaufzeichnung sollte das exakte Bild des Patienten wiederspiegeln, das der Arzt gewonnen hat. Dies ist nur dann möglich, wenn die Aufzeichnung sorgfältig und ohne hinderlicher Subjektivität des Arztes durchgeführt wird. Wenn Meister Hahnemann Anordnungen zur Untersuchung eines Falles gibt, hat er die Notwendigkeit der Vorurteilsfreiheit und der Notwendigkeit der Worttreue betont, um sich ein Bild machen zu können und um Subjektivität in der Praxis zu vermeiden.
Sehr oft wird beobachtet, dass nicht alle Informationen der kranken Person einen Platz in den Aufzeichnungen gefunden haben. Wenn der Arzt einige Informationen nicht aufzuzeichnen vermag, könnte er sich unangemessen tief auf andere konzentrieren. Alle Vorgänge und Auswirkungen müssen ohne Interpolation oder Auslöschungen aufgezeichnet werden. Während dem Aufzeichnen darf sich der Anfänger nicht von Symptomen der Arzneimittelwirkungen aus der Materia Medica beeinflussen lassen.
Sehr häufig kann die Verwendung von Fachbegriffen Verwirrung auslösen, daher sollten sie vermieden werden, aber gleichzeitig sollte der Arzt den gesunden Menschenverstand verwenden, während er das Bild des Patienten in dessen eigener Sprache niederschreibt. In unserer Praxis kommt es häufig vor, dass der Patient auf das Hypogastrium zeigt und sagt, "Doktor, ich habe Magenschmerzen." Bei Problemen mit Winden (Blähungen) könnten Patienten sagen, "Ich hab's im Magen," usw. Was auch immer der Patient zu vermitteln versucht, sollte vom Arzt richtig aufgenommen und interpretiert werden. Der Arzt sollte aber vorsichtig mit seinen Interpretationen der Patientenworte sein, da Vorurteile des Arztes, ohne dass es bewusst wird, sich hier einschleichen können.
Obwohl viel über Vorurteile gesagt wird, ist es doch eine akzeptierte Tatsache, dass vorurteilsfrei zu bleiben kein leichtes Unterfangen ist. Kent hat einst festgestellt: "Es scheint gegenwärtig fast unmöglich zu sein, Einen zu finden, der so wie eben beschrieben ist (vorurteilsfrei)." Vorurteilsfrei sein heisst sich seiner Vorurteile bewusst zu sein. Wenn wir uns ihrer bewusst sind, stehen die Chancen, keine falschen Interpretationen zu begehen und sie zu notieren, günstiger.
Während der Aufzeichnung sollte der Intensität von Symptomen gebührende Beachtung geschenkt werden. Jedem Symptom sollten bei der Aufzeichnung Wertigkeiten dazugesetzt werden.
Zum Beispiel: Verlangen nach Salz 3 (sehr stark)
Verlangen nach Salz 2 (stark)
Verlangen nach Salz 1 (mässig)
Für eine effektive Repertorisation sind präzise Aufzeichnungen sehr entscheidend für das weitere Vorgehen in den folgenden Schritten. Eine Aufzeichnung wird nicht unabhängig von Interpretationen durchgeführt; so sollten beide gleichzeitig erfolgen.
Das Definieren des Problems:
Wenn der Fall einmal gut aufgenommen, interpretiert und sauber dokumentiert ist, sollte der Arzt in der Lage sein, das Problem präzise zu definieren. Die Aufzeichnung sollte ihm helfen, die Person und ihre Erkrankung zu verstehen. Die Krankheit der Person wird auf ihren verschiedenen Ebenen ausgedrückt, und um all dies zu einem Bild zusammenzufügen, braucht es ein klares Verständnis dessen, was Hahnemann erklärt hat: "...wenn er (Anm. der Heilkünstler) deutlich einsieht, was an Krankheiten, das heisst, was an jedem einzelnen Krankheitsfall im Besonderen zu heilen ist (Anm. Krankheits-Erkenntnis, Indikation),...". Ein Problem zu definieren heisst ein Individuum zu definieren, das diesem Problem ausgesetzt ist. Das Individuum hat sich seinem Arzt vollständig offenbart in Bezug auf die Auswirkungen bestimmter Ereignisse in Verbindung mit dem Individuum und auf damit in Zusammenhang stehenden Daten, die aus verschiedenen Quellen gesammelt werden. Die Diagnose der Erkrankung, die von ausschlaggebender Bedeutung ist, trennt die besonders charakteristischen Auswirkungen von den gewöhnlichen. Nur durch die präzise Definition des Problems wird ein Arzt in der Position sein, weiter in der richtigen Richtung fortzufahren.
Klassifizierung und Auswertung der Symptome:
Es ist eine wohlbekannte Tatsache, dass nicht alle Symptome eines Falles von gleicher Wichtigkeit sind. Nach der Fallaufnahme sieht sich der Arzt einer ziemlich grossen Anzahl von Symptomen gegenüber, welche analysiert, klassifiziert und bewertet werden müssen, um sie hierarchisch einordnen zu können. Dr. Elizabeth Wright hat eine sehr praktische Lösung zu diesem Problem: "Sobald der Fall aufgenommen ist, und der Arzt setzt sich hin um ihn zu studieren, vermag er es nützlich finden, die Symptomenliste durchzugehen und zu markieren, mit M für Mentales, A für Allgemeines, PATH für Pathologie, B für Besonderes und O für Objektives. Zur weiteren Abklärung kann er die eigenartigen Symptome rot unterstreichen." Diese Übung ist zweifelsfrei sehr nützlich für Anfänger, kann sich aber gleichermassen vorteilhaft für alle Praktiker erweisen. Wie auch immer, die erfahrenen und gewitzten Praktiker machen dies auswendig.
Die Analyse und Klassifizierung gibt einen Hinweis auf den Fall bezüglich seiner Natur und der Art der Symptome, und deshalb kann die Evaluierung auf verschiedene Arten erfolgen.
Das Schema der Reihenfolge der Wichtigkeit der Symptome nach Kent ist:-
Geistig: Wille (Emotion)
Verständnis
Intellekt
Physikalische Allgemeinheiten:
Zeit, Temperatur, Wetter, Körperhaltung, Bewegung, äussere Reize, Essen, Trinken, Schlaf, Bekleidung, und Baden.
Umstände:
Sondersame, seltene und eigenartige Modalitäten.
Während Boger speziell pathologische Allgemeinheiten betont, misst Boenninghausen Begleiterscheinungen und Modalitäten grössere Bedeutung bei.
All die drei Evaluationsarten sollen dem Arzt helfen und ihn nicht verwirren. Nachdem der Fall gut aufgenommen ist, wird die Evaluation der Symptome dem Fall gemäss nicht mehr schwerfallen. Der Fall mag unterschiedliche Dimensionen besitzen, die sich als nützlich für das Finden des Similimums erweisen können. Das Ziel aller Methoden ist das Gleiche, d.h. eine Übereinstimmung herauszufinden, aber ein Fall sollte mit Hilfe verschiedener Methoden und Techniken analysiert und ausgewertet werden, um die Findung des Similimums zu erleichtern.
Die drei Standardmethoden der Klassifizierung und Bewertung wie sie Boenninghausen, Kent und Boger dargelegt haben, sind von praktischem Nutzen in der Repertorisation.
Aufstellung des Symptomenkomplexes:
Der Symptomenkomplex ist nicht die Gesamtsumme der Symptome, sondern ist eine logische Kombination der Symptome, um die Person zu charakterisieren und das Problem zu Individualisieren. So bilden alle Symptome, die klassifiziert und ausgewertet sind, nicht die aktive Totalität des Falles.
Aus der Klassifizierung und Bewertung, der Hierarchisierung der Symptome wissen wir, welche noch von ihnen weiterer Abklärung bedürfen, um abgeschlossen werden zu können. Daher muss der Arzt den Symptomenkomplex verstehen können, um einige wenige selektieren zu können, welche das Gesamtbild logisch repräsentieren können. Diese logische Anordnung muss einem bestimmten Prinzip folgen. Wenn man in dem Fall mehr Allgemeines vorfindet und wenige Besonderheiten mit wenigen Modalitäten, würde er einer anderen Anordnung folgen als in einem Fall mit undeutlichen Modalitäten und auffälligen Begleiterscheinungen, oder einer Allgemeinpathologie.
Die Gesamtheit sollte gemäss der gesammelten Fakten des Falles zusammengestellt werden. Es gibt keine strenge und feste Regel die Gesamtheit auf eine festgelegte Weise zusammenzustellen. Alleine der Fall selbst entscheidet über die Vorgehensweise.
Auswahl des Repertoriums und die eigentliche Repertorisation
Nachdem die Gesamtheit zusammengestellt ist, wird der Fall dem Arzt deutlich. Er sollte nach einem der folgenden Punkte in dem Fall suchen:-
1. Allgemeines: Mentales/Körperliches.
2. Besonderheiten: Örtlichkeit
Empfindung
Modalitäten
Begleiterscheinungen
3. Pathologische Allgemeinheiten.
Wenn ein Fall voller Allgemeinheiten ist, so wäre Kents Repertorium wohl die beste Wahl. Wenn er pathologische Allgemeinheiten besitzt, sollte Bogers Repertorium gewählt werden. Wenn der Fall Besonderheiten zeigt, mit Örtlichkeit, Empfindung, Modalitäten, Begleiterscheinungen mit wenig Mentalem, wäre das Therapeutische Taschenbuch vorzuziehen; wie auch immer, Bogers Repertorium kann ebenso benutzt werden.
Das Synthesis Repertorium kann für die Methode nach Kent verwendet werden, um sich auf mehr Allgemeines beziehen zu können. Es besitzt ebenso viele pathologische Allgemeinheiten, aber keine Besonderheiten.
Nachdem das Repertorium ausgewählt ist, ist der grösste Teil der Analyse und Synthese des Falles vollbracht. Der nächste Schritt besteht aus der Neuarrangierung der Gesamtheit gemäss dem ausgesuchten Repertorium. Dies nennt sich repertorielle Gesamtheit. Nun ist eine gut arrangierte Gesamtheit ausgearbeitet.
Was nun folgt ist die Konvertierung der Symptome in Rubriken, welche eine Vertrautheit mit dem Repertorium erfordert. Das vom Patienten erfahrene Symptom könnte in derselben Form im Repertorium nicht auffindbar sein; deshalb muss der Arzt den Aufbau und die Anordnung jeden Repertoriums kennen.
Rubriken sollten gemäss der Hierarchie, dem Grund und der Seitenzahl angelegt werden. Das Endergebnis wird folgendermassen aufgeschrieben:-
Symptome
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Rubriken
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Grund
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Seitenzahl
|
1
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-
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-
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-
|
2
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-
|
-
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-
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3
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-
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-
|
-
|
Jetzt, in dieser Phase, wird der Fall auf das Repertorium verwiesen, ausgearbeitet und man erlangt nun eine Gruppe von Mittel mit ihren Wertigkeiten.
Das Resultat des Repertorisierens:
Eine Gruppe ähnlicher Mittel sollte nun niedergeschrieben sein, gemäss ihrer Symptome und der erhaltenen Wertigkeiten. Zum Beispiel, wenn Lycopodium sieben Rubriken abdeckt und die Wertigkeit 18 hat, so schreibt man dies 18/7. Einige wenige Mittel die nahe dem Ersten liegen, finden ebenso ihren Platz im Repertorisationsergebnis.
Analyse und Verschreibung:
Das Mittel mit den höchsten Wertigkeiten ist nicht notwendigerweise auch das in allen Fällen beste Mittel. Das Repertorisationsergebnis muss schliesslich an das Gericht der Materia Medica verwiesen werden. Wertigkeiten sind wichtig, aber sie sprechen nicht das letzte Urteil. Weiter muss die Gruppe von Mitteln dem Patientenbild entsprechen und mit Hilfe der Materia Medica differenziert werden. Boenninghausen spricht eine Warnung aus, indem er schreibt: "Zu diesem Zweck darf er sich nicht mit vorgefertigten Repertorien zufrieden geben, da eine sehr häufige Nachlässigkeit dieser Bücher nur andeutungsweise Hinweise zu dem einen oder anderen Mittel sind, das ausgewählt werden könnte, sie können niemals sorgfältiges Lesen des Quellentextes ersetzen." (Das Gebiet das die Mittel voneinander unterscheidet, nennt sich potentiell differentielles Gebiet).
Auf diese Weise führt das Repertorium auf eine Gruppe von Mitteln hin, und mit der Hilfe von Büchern mit Quellentexten, kann ein letztes Mittel gefunden werden. Das so selektierte Mittel muss noch einige Kriterien erfüllen, so wie Empfänglichkeit, Empfindlichkeit, Unterdrückung (wenn überhaupt), dem Grad der Ähnlichkeit, funktionelle und strukturelle Veränderungen, Vitalität und Miasmen, um die richtige Potenz und Dosierung zu finden.
METHODEN UND TECHNIKEN DER REPERTORISATION
Um ein Repertorium effektiv anwenden zu können und grösstmöglichen Nutzen aus ihm zu ziehen, muss man sich gründlich mit ihm vertraut machen. Daher die Notwendigkeit, es fortwährend und häufig zu nutzen.
Jedes Repertorium folgt in seiner eigenen Philosophie und Aufbau unterschiedlichen Arten von Fällen. Methoden wurden gemäss der Philosophie des vorliegenden Repertoriums entwickelt. Daher muss bei der Bearbeitung eines Falles berücksicht werden, vor allem Anderen, welcher bestimmten Philosophie und welchem Aufbau jedes Repertorium folgt, nicht nur welcher Methode.
Es wird häufig beobachtet, dass viele Praktiker nur ein einziges Repertorium benutzen, um alle Fälle zu bearbeiten. Eine solche Praxis ist nicht so sehr wünschenswert. Jeder Fall besitzt seine eigene Dimension, die die Auswahl des Repertoriums entscheidet, und jedes Repertorium hat seine eigene Methode der Repertorisation.
Dr. B.K.Sarkar beschreibt in seinem Buch 'Vorträge zur Homöopathie' (1956) folgende Methoden um Fälle auszuarbeiten:
1) Hahnemanns und Boenninghausens Methode = wo sämtliche Symptome verfügbar sind.
2) Kents Methode = Wo Allgemeines (mental und körperlich) und Besonderheiten verfügbar sind.
3) Dritte Methode = Wo mentale Symptome fehlen. Hier beginnt man mit den körperlichen Allgemeinheiten; dann mentale Symptome und dann die Besonderheiten.
4) Vierte Methode = Wo Allgemeinheiten fehlen. Auswahl eines herausragenden, besonderen Schlüsselsymptoms, und dann werden Mittel mit Hilfe weiterer Symptome voneinander differenziert.
5) Fünfte Methode = Wenn der Fall nur gewöhnliche Symptome oder Pathologien zeigt. Hier benutzt der Arzt jede ihm zugängliche Möglichkeit, einschliesslich
(a) Persönliche- und Familiengeschichte des Patienten,
(b) Temperament,
(c) Teint, Farbe und Beschaffenheit der Haut,
(d) Bestimmte Organe und Gewebe die betroffen sind,
(e) Örtlichkeit, Erscheinung und körperliche Aspekte der Läsion, und
(f) Mögliche ätiologische Faktoren.
6) Sechste Methode = Technische nosologische Begriffe werden als Hauptthemen ausgewählt.
Die Methoden, die eben beschrieben wurden, haben ihre Vor- und Nachteile.
Techniken der Repertorisation.
(1) Alte Methoden : ( blankes Papier )
Nach dieser Methode werden Rubriken gemäss ihrer Hierarchie angeordnet, und ihre Mittel gegenüber aufgelistet. Alle Mittel mit ihren Wertigkeiten werden von Hand ihrem Symptom zugeschrieben. Am Ende werden gewöhnliche Mittel die alle Rubriken beinhalten herausgefunden. Sie werden mit Hilfe der Materia Medica weiter differenziert.
Der Vorteil dieser Methode ist, dass man beim Schreiben der Symptome, der dazugehörigen Rubriken und der Mittel das Repertorium besser zu nutzen lernt. Es hinterlässt fortwährende Eindrücke im Gedächtnis des Benutzers. Folglich verbessert sich die Vertrautheit mit dem Repertorium und die Kenntnisse der Materia Medica erheblich. Der einzige Nachteil ist der, dass es mehr Zeit erfordert, einen Fall auszuarbeiten.
(2) Moderne Methode ( Verwendung eines Repertorisationsformulars ) :
Ein solches Formular enthält eine Liste von Mitteln die alphabetisch angeordnet sind, und auch eine Anzahl längs gerichteter und horizontaler Reihen um die Wertigkeiten zu den Rubriken niederzuschreiben.
Ob wir nun eine alte oder moderne Methode benutzen, zwei grundlegende logische Prozesse sind vorhanden. Diese sind:-
a) Prozess zum bestimmen der Gesamtsumme, und
b) Prozess des Ausschliessens.
a) Prozess zum Bestimmen der Gesamtsumme:- Alle Mittel aller Rubriken werden niedergeschrieben und schliesslich werden alle Wertigkeiten der Mittel errechnet. Mittel mit höherer Wertigkeitszahl werden weiter voneinander differenziert. Der Vorteil ist, dass die Möglichkeit des Auslassens geringer ist. Wie auch immer, es dauert länger.
b) Prozess des Ausschliessens:- Suchen Sie das wichtigste Symptom einer Person aus, ohne welches Sie nicht an eine Verschreibung denken können, bevorzugt ein allgemeines. Jetzt wird dieses Symptom oben plaziert und die restlichen Symptome darunter, entsprechend ihrer Hierarchie. Während des repertorisierens nehmen Sie ausschliesslich die Mittel, welche das erste Symptom abdecken. Auf weitere Rubriken kann Bezug genommen und Wertigkeiten nur dieser Mittel hinzugefügt werden.
Manche bevorzugen zusätzlich noch die zweite Rubrik, andere sogar noch die dritte... Es gibt auch diejenigen, die alle Rubriken bis zum Ende zum Zwecke der Eliminierung benutzen. Dieser Prozess nennt sich fortgesetzter Prozess der Eliminierung. Ein paar wenige Vorsichtsmassnahmen mögen im Kopf behalten werden, diese sind
1) Wenn die Beurteilung eines Symptoms nicht genau ausgeführt wird, wirkt sich der Eliminationsprozess verheerend aus.
2) Die Hierarchie der Symptome muss angemessen präzise sein.
3) Wie wichtig auch immer die Rubriken seinmögen, nehmen Sie sie nicht zum eliminieren, wenn nur wenige Mittel enthalten sind.
4) Zu diesem Zwecke sollten bevorzugt Allgemeinsymptome verwendet werden.
Wenn die obigen Vorsichtsmassnahmen eingehalten werden, wird der Eliminationsprozess die geeignete Arbeitsmethode zum Zwecke der Repertorisation darstellen. Sie erspart Zeit, ist weniger verwirrend und leicht zu handhaben.
Da gibt es noch mehrere weitere Arbeitsmethoden, welche von vielbeschäftigten Praktikern vorgeschlagen werden, aber die oben genannten zwei Methoden werden hauptsächlich zur systematischen Ausarbeitung eines Falles benutzt.
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Dr. Manish Bhatia